Stars der Tour schonen sich

Ab morgen geht es für die Radprofis in die Pyrenäen – dann beginnt die Jagd auf Spitzenreiter Bradley Wiggins. Gestern ließen die Favoriten eine Ausreißergruppe davonfahren. Den Spurt gewann der Schotte David Millar.

Annonay-Davézieux (dpa/sid) Seinem Sprintsieg in Annonay-Davézieux maß David Millar besondere Bedeutung zu. Als der Schotte nach seinem Erfolg auf der 12. Etappe der 99. Tour de France wieder bei Puste war, richtete der 2004 des Epo-Dopings überführte und geständige Routinier einen flammenden Appell an die Radsport-Gemeinde: "Ich bin ein Ex-Doper! Aber heute habe ich gezeigt, dass es auch sauber geht. Die Dinge haben sich massiv verändert. Heute ist es möglich, sauber zu siegen!" Der Zeitfahr-Spezialist hatte sich auf der mit 226 Kilometern längsten Etappe dieser Frankreich-Rundfahrt im Sprint einer fünfköpfigen Spitzengruppe gegen den Franzosen Jean-Christophe Peraud durchgesetzt. Es war Millars dritter Tour-Tagessieg – der erste seit neun Jahren.

Auf dem Teilstück mit zwei Bergen der 1. Kategorie gleich zu Beginn vergeudeten die Stars und deren Teams keine Kräfte, die sie in der letzten Woche in den Pyrenäen noch brauchen werden. So war schnell klar, dass Millar, Peraud, Martinez (Spanien), als Gesamt-22. mit über 25 Minuten der bestplatzierte Profi unter den Ausreißern, Robert Kiserlovski (Kroatien) und Cyril Gautier (Frankreich) vom Feld, das rund acht Minuten später ins Ziel kam, in Ruhe gelassen werden würden.

Im Kampf um das Gelbe Trikot in der Gesamtwertung gab es deshalb keine Veränderungen. Bradley Wiggins führt weiter mit 2:05 Minuten Vorsprung auf seinen Sky-Teamkollegen Christopher Froome und 2:23 Minuten auf Vincenzo Nibali aus Italien. Wiggins freute sich auch darüber, dass nach ihm selbst sowie seinen Teamkollegen Mark Cavendish und Froome der vierte Brite einen Etappenerfolg einfuhr: "Davids Sieg macht Mut für Olympia. Wir werden dort auf der Straße ein Super-Team haben."

In Saint-Jean-de-Maurienne waren zwei prominente Fahrer nicht mehr angetreten. Alessandro Petacchi hatte schon am Vortag die Karenzzeit im Ziel verpasst und wurde ausgeschlossen. Der italienische Sprint-Altmeister war bei der Abfahrt vom Col de la Croix de Fer hart aufgeschlagen und hatte wohl einen Rippenbruch erlitten. Rabobank-Kapitän Robert Gesink will sich nach mehreren Stürzen in der ersten Woche auf die Vuelta in Spanien konzentrieren. "Die Verletzungen beeinträchtigen mich", sagte der Niederländer. Es mache keinen Sinn, um den 60. Platz zu fahren. 2011 hatten 167 der 198 Fahrer Paris erreicht. Nun sind nur noch 164 dabei.

Tour-Favorit Wiggins hat sich in einer Kolumne für die Tageszeitung "The Guardian" gegen Doping-Verdächtigungen gewehrt. "Warum sollte ich dopen? Ich würde doch alles riskieren, was ich habe – meine Reputation, meine Lebensgrundlage, meine Ehe, meine Familie, mein Haus. Alles, was ich erreicht habe. Meine olympischen Medaillen, meine Weltmeistertitel, den mir verliehenen Ritterorden." Die Stärke Wiggins' und seines Sky-Teams ließen Gerüchte aufgekommen. "Die Tour um jeden Preis gewinnen zu wollen, ist das Risiko nicht wert, alles verlieren zu können. Lieber würde ich morgen als Profi aufhören, Amateurrennen fahren und als Regaleinräumer im Supermarkt arbeiten", schrieb Wiggins.

(DPA)
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