Wojtek Czyz startet in die Paralympics Schröders Liebling springt
Peking (RP). Die Gesundheit spielt nicht mit. Das Pfeiffersche Drüsenfieber und zwei Operationen an seinem Beinstumpf haben Wojtek Czyz auf seinem Weg zu den Paralympischen Spielen zurückgeworfen.
Die Bilder von der Eröffnungsfeier der Paralympics
Das 200-Meter-Rennen hat das Internationale Paralympische Komitee (IPC) aus dem Programm gestrichen, und auf die 100 Meter verzichtete Czyz wegen der Fußverletzung. Bleibt der Weitsprung morgen um 9.10 Uhr Ortszeit (3.10 Uhr MESZ).
Er springt mit der Prothese ab. "Ich versuche, wieder Gold zu holen", sagt er. Jede andere Aussage wäre auch Untertreibung - und die würde nicht zu Czyzs Wesen passen. Bei 6,23 Meter liegt seine Bestweite. Weltrekord.
Im Sprint trat Earle Connor am Samstag Czyzs Nachfolge als Paralympics-Sieger an. 2004 in Athen war der Kanadier wegen eines Dopingvergehens gesperrt. Silber sicherte sich der Leverkusener Heinrich Popow ("Mein Handicap ist mein gesundes Bein"), der wegen seiner Schnelligkeit auch in der Geschäftsstellenmannschaft des Fußball-Bundesligisten Bayer04 geschätzt wird.
Wojtek Czyz sorgte vor vier Jahren für die Bilder der Spiele in Griechenland, als er sich mit Bundeskanzler Gerhard Schröder in den Armen lag. Er tingelte durch die Fernsehstudios. Kerner, Jauch, Sportstudio, volles Programm.
Czyz ist ein Vollprofi
Er ließ sich allerorten ehren und feiern und er vermarktete seinen Erfolg. Neben dem Radsportler Michael Teuber gilt der als Sportstudent in Köln eingeschriebene Leichtathlet heute als einziger Vollprofi im deutschen Team.
Er verfügt über einen Trainerstab und Techniker, er hat eine professionelle Homepage und eine Präsentationsmappe. Weil er einen Ausrüstervertrag von Adidas bekam, verließ er den an Nike gebundenen TV Wattenscheid und schloss sich dem 1. FC Kaiserslautern an.
Bei einem vergleichsweise namhaften Fußballklub wäre er vor sieben Jahren beinahe schon untergekommen. Dem damaligen Spieler des VfR Grünstadt lag ein unterschriftsreifer Vertrag des damaligen Drittligisten Fortuna Köln vor.
Doch die unzureichende Versorgung einer schweren Knieverletzung, die ihm der gegnerische Torhüter in seinem letzter Partie für seinen Pfälzer Klub beigebracht hatte, änderte das Leben des gebürtigen Polen. In der Uniklinik Mainz wurde ihm das linke Bein abgenommen.
Sein sportlicher Ehrgeiz aber war - nach einem psychischen Tief in der Rehabilitation - ungebrochen. Er ordnet der Leistung alles unter und stößt damit bei manchem Funktionär des Behindertensports, der den Sport vornehmlich als Lebenshilfe betrachtet, auf Skepsis. "Ich fahre jedenfalls nicht nach Peking, nur um dort Spaß zu haben", sagte Czyz der Zeitung "taz".
