Konkurrentinnen gedopt? Heidler erhebt schwere Vorwürfe

London · Weltrekordlerin Betty Heidler muss fürchten, dass ihr im olympischen Hammerwurf-Finale selbst eine gute Form wenig nutzt: Ihr Trainer Michael Deyhle erhebt Dopingvorwürfe gegen die Konkurrenz.

Leichtathletik-EM 2012: Heidler enttäuscht
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Doping-Anklage gegen die Konkurrenz: Der Trainer von Hammerwerferin Betty Heidler wirft den Rivalinnen aus Russland und Weißrussland Manipulation mit verbotenen Substanzen vor. "Bei uns ist es das Gleiche in Grün wie im Diskuswerfen. Dort unterlag Nadine Müller zwei Gegnerinnen, deren Sauberkeit man nach ihren Dopingsperren auch bezweifeln muss", sagte Michael Deyhle dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Der Wettbewerb im Hammerwerfen bei Olympia beginnt am Mittwoch mit der Qualifikation (10 OZ/11 Uhr MESZ). Dehlyes Anschuldigungen richten sich vor allem gegen die nach einer Dopingsperre 2011 zurückgekehrte russische Weltmeisterin Tatjana Lysenko sowie Oxana Menkowa, Olympiasiegerin in Peking. Die Weißrussin führt mit 78,60 m die Weltrangliste 2012 an, Lysenko liegt als Zweite mit 78,51 m ebenfalls noch vor Heidler (78,07), die vor ihrem WM-Silber 2011 mit 79,42 m Weltrekord geworfen hatte.

"Professor Werner Franke hat bereits dargelegt, wie das funktioniert", berichtet Dehyle: "Die Athletinnen nehmen einen Blocker, der die Anabolika-Einnahme verschleiert. Er sorgt dafür, dass die Steroide bei einer Dopingkontrolle wie eine körpereigene Substanz erscheinen." Die verbotenen Mittel fielen höchstens dann auf, erläutert Deyhle, "wenn der Test in weniger als zwei Stunden nach dem Wettkampf durchgeführt wird. Und dies wissen sie durch kleine Tricks hinauszuzögern."

Lysenko hatte 2007 den Weltrekord (78,61) aberkannt bekommen. Sie war zusammen mit der ehemaligen U23-Europameisterin Jekaterina Choroschich am 9. Mai 2007 bei einer Trainingskontrolle positiv auf den sogenannten Aromatase-Hemmer 6-Alpha-Methyl-Androstendion getestet worden. Sie wurde für zwei Jahre gesperrt.

Der Heidelberger Anti-Dopingkämpfer Werner Franke nennt die Methode "besonders pervers": "Lysenko hat mit einem Mittel gedopt, das normalerweise bei Brustkrebspatientinnen eingesetzt wird. Es blockiert bei Frauen die Umwandlung des körpereigenen männlichen Testosterons", sagte der Molekularbiologe dem SID: "Bei der WM 2011 in Daegu holte sie den Titel, bei der EM in Helsinki hat sie ausgesetzt - mehr braucht man nicht zu sagen."

Angesichts der Stärke der Konkurrenz sieht Betty Heidler ihre Felle davonschwimmen. "Zu gewinnen wird sehr schwer, eine Medaille zu holen nicht einfach", sagt die gebürtige Berlinerin.

Bei der WM 2011 hatte Heidler nach einer wahren Zitterpartie am Ende noch Silber hinter Lysenko gewonnen. Bei der EM Ende Juni in Helsinki war die 28-Jährige an nervlichen und technischen Problemen in der Qualifikation gescheitert. Und diesmal? "Sie hat die Zusammenarbeit mit der Sportpsychologin Heidi Kugler verstärkt. Ich glaube, das hat was gebracht", sagt Deyhle.

(sid)
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