Handball-EM Frankreich demontiert Gastgeber Dänemark im Finale

Herning · Frankreichs Handballer haben nach 2006 und 2010 ihren dritten EM-Titel eingefahren. Beim eindrucksvollen 41:32 (23:16) gegen Gastgeber Dänemark erwies sich die Equipe Tricolore als Partyschreck und feierte in fremder Halle den zweithöchsten Finalsieg der EM-Historie.

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Als Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt den französischen Handball-Helden die Goldmedaillen um den Hals gehängt hatte, schmetterten die neuen Europameister um Altmeister Thierry Omeyer und Superstar Nikola Karabatic spontan und voller Inbrunst die Marseillaise. Der Rest der Arena schwieg. Den so hoffnungsvoll in das Finale gestarteten Dänen blieb nach der französischen 41:32 (23:16)-Gala nur die Zuschauerrolle.

Zuvor hatte die Mannschaft von Trainer Claude Onesta Dänemark nach allen Regeln der Kunst zerlegt und sich nach 2006 und 2010 ihren dritten EM-Titel gesichert. "Das ist großartig. Wir haben einen super Teamgeist in dieser Mannschaft. Die Älteren geben ihre Erfahrung an die Jüngeren weiter", sagte Onesta. Rückraumspieler Karabatic rang nach dem von Beginn an einseitigen Finale um Fassung. "Das war ein magisches Turnier. Wir haben noch nie so gut gespielt", sagte der frühere Kieler.

Nach Spielschluss gehörte Staatspräsident Francois Hollande zu den ersten Gratulanten. "Dieser Sieg ist ein großartiges Beispiel für Zusammenhalt und Ausdauer", sagte Hollande.

Die Dänen verloren vor 14.000 Zuschauern in Herning nach den Triumphen von 2008 und 2012 erstmals ein EM-Endspiel, kassierten nach der historischen 19:35-Niederlage bei der WM gegen Spanien zudem schon die zweite deutliche Final-Packung binnen zwölf Monaten.

"Wir hatten alle Möglichkeiten, ein gutes Spiel zu machen, und dann beginnen wir wieder katastrophal. Es ist furchtbar", sagte der dänische Topstar Mikkel Hansen. Und Coach Ulrik Wilbek meinte: "Wir sind auf eine fantastische französische Mannschaft getroffen, die im Grunde keine Fehler gemacht hat. Wir konnten abwehrtechnisch nicht mithalten. Unsere Würfe waren nicht mutig genug und irgendwann wurde der Rückstand einfach zu groß."

Vor den Augen der dänischen Königin Margrethe fügte die Equipe Tricolore den Skandinaviern im achten Turnierspiel die erste Niederlage zu und vermieste den Hausherren die ersehnte Gold-Party. Aus einer entfesselt aufspielenden französischen Mannschaft ragten Keeper Omeyer und Linksaußen Michael Guigou mit seinen zehn Treffern heraus. Auf Seiten Dänemarks traf Superstar Hansen am häufigsten (9).

Bronze ging an Weltmeister Spanien. Die Iberer setzten sich im Spiel um Platz 3 gegen Kroatien mit 29:28 (16:13) durch. Im Halbfinale war die spanische Auswahl an Frankreich gescheitert (27:30), die Kroaten hatten gegen Dänemark verloren (27:29).

Die immense Bedeutung des "Traumfinales" wurde bereits unmittelbar vor dem Anpfiff deutlich, als sich Dänen-Coach Ulrik Wilbek noch einmal das Mikrofon schnappte und bei den Fans um bedingungslose Unterstützung warb. Doch an den Zuschauern lag es beileibe nicht, dass Dänemark phasenweise vorgeführt wurde.

Frankreich, das seit 1993 keines seiner sieben Endspiele verloren hatte, erwies sich in der rot-weißen Party-Hölle von Herning von Beginn an als Spielverderber. Hinten ließ der frühere Kieler Omeyer die dänischen Angreifer reihenweise verzweifeln, vorne versenkten Karabatic, der vor der Partie als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet worden war, und Daniel Narcisse einen Ball nach dem anderen.

Als Dänen-Keeper Niklas Landin beim Stand von 4:10 (13.) entnervt ausgewechselt wurde, hatte er noch nicht einen Wurf entschärft. Und so war die Partie wenig später beim 7:17 (22.) praktisch schon entschieden. Selbst als Rechtsaußen Hans Lindberg (HSV Hamburg) mit drei Treffern in Serie kurz vor der Pause noch einmal verkürzte (11:19), keimte beim Publikum kaum Hoffnung auf die Wende auf.

Auch im zweiten Durchgang ließen die Franzosen keinen Zweifel an einem Erfolg aufkommen. Karabatic ("Finals spielt man nicht, sondern man gewinnt sie") und Co. hatten das Geschehen jederzeit im Griff und bauten die Führung zwischenzeitlich sogar noch aus.

(sid)
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