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Public Viewing in der Skihalle Heiße Stimmung beim kältesten Fan-Fest

Neuss · Auch in der Neusser Skihalle wird das deutsche 4:0 gegen Portugal gefeiert. Fußball-Muffel freuen sich über leere Pisten.

 Torjubel in der Skihalle in Neuss.

Torjubel in der Skihalle in Neuss.

Foto: Berns, Lothar

DJ Charly gibt auf der Alm den Ton an. Sein Publikum ist bereit wie nie. Es ist Fußball-Weltmeisterschaft, und in der Neusser Skihalle hat man sich zum Rudelgucken der Partie Deutschland gegen Portugal verabredet. Charly preist seinen Arbeitsplatz als den "coolsten" in der Region an, ein kühler ist es fern der Piste nicht gerade - erst recht nicht, als der deutsche 4:0-Sieg die Gradzahl drastisch ansteigen lässt.

Vor dem Anpfiff stolziert der Animateur mit seinem Mikrofon durch die Reihen und bringt das Publikum mit den gängigen Anfeuerungsrufen schnell auf Betriebstemperatur. Er muss nur "Deeeeeeeuuu" vorgeben, und aus den Kehlen bekommt er "Deutschland, Deutschland" zurück. Wer hierhin kommt, will nicht einfach nur ein Spiel sehen, er will die Party frei Haus dazu geliefert bekommen.

Anpfiff. Es gibt beim sogenannten Public Viewing ganz viele unterschiedliche Gruppen. Die Turnier-Gucker zum Beispiel, die nur alle zwei Jahre bei Welt- oder Europameisterschaften patriotische Gefühle vor die Leinwand locken. Anke Seyfarth-Schunder ist eine von ihnen. "Wenn ein Turnier ansteht, dann bin ich natürlich dabei, ansonsten verfolge ich jetzt nicht jedes Spiel in der Bundesliga", sagt sie. "Eine WM ist etwas anderes. Da muss man ja dabei sein. Deutschland wird Weltmeister."

Neben ihr steht ihr Arbeitskollege Hans-Peter Meulendick. Er gehört zur Kategorie "der Experte". Ein Fußballspiel in Gemeinschaft ist für ihn wie eine Bühne zum Austausch. Es darf gefachsimpelt werden, und wer eben noch als "Blinder" abgestempelt wurde, ist ein Tor später "ein Wunderstürmer". "Wir wollen bei dieser WM den Gipfel erklimmen", bekundet der 54-Jährige und guckt staatstragend durch ein Fenster hinaus auf den schneebedeckten Berg unterm Hallendach. "Mit viel Fleiß werden wir uns diesmal den Titel holen." Ein paar Kollegen kommen dazu, es wird geprostet.

Halbzeit. Drinnen in der Halle zeigt das Thermometer minus drei Grad an, die Schneekanonen produzieren täglich bis zu 80 Kubikmeter Pulver. Slalom statt Samba. Die Piste ist fast leer. Nur vier Fahrer kurven die 300 Meter lange Strecke hinunter. So viel Platz gibt es selten. Bei einem Spiel der deutschen Mannschaft bei einer WM ganz sicher. "Ich habe zumindest sehr stark darauf gehofft", sagt Daniel Frings. Der 23-jährige Azubi aus Meerbusch hat erst vor drei Monaten mit dem Snowboarden angefangen. "Ich habe mich noch nie für Fußball interessiert, ich habe hier meinen Spaß - und meine Ruhe." Kurze Pause. Dann gleitet er wieder zum Sessellift und fährt hinauf.

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Zweiter Durchgang. Charly, der DJ, lacht. "Es gibt bei uns die verschiedensten Typen", sagt der gebürtige Schweizer, der sein Alter mit 39 plus angibt. "Das ist doch das Schöne hier." Vor der großen Leinwand ist die Stimmung - nicht ganz so überraschend - ausgelassen. Jedes Tor wird mit einer Energie bejubelt, als stünde die Nationalelf schon im Finale. Es jubeln Schweinsteigers mit Özils, und einige Müllers stehen auch dort. Sie schunkeln miteinander, sie schreien "Aaaaaaaaaaa" heraus, wenn ein Ball knapp am Tor vorbei gegangen ist. Sie brüllen "Eyyyyyyyyy", wenn ein deutscher Spieler gefoult wird und rufen "Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa", als Thomas Müller den Endstand zum 4:0 erzielt.

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Abpfiff. "So, liebe Freunde", sagt Charly. "Das war das Spiel. Jetzt wird richtig gefeiert." Er legt die üblichen verdächtigen Gassenhauer auf. Nach ein paar Liedern ist die Party aber auch schon wieder vorbei. Spätestens bis zum nächsten Spiel der deutschen Mannschaft am kommenden Samstag gegen Ghana.

(RP)
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