Frankreich wirft Argentinien raus Ein Teenager beendet Messis WM-Traum

Auch im vierten Versuch kann Superstar Lionel Messi Argentinien nicht zum großen Triumph führen. Diesmal ist im Achtelfinale gegen Frankreich Endstation. Ein Teenager trumpft auf und lässt Messi alt aussehen, für den es womöglich das letzte große Turnier war.

 Lionel Messi muss seine Koffer packen, Kylian Mbappé darf weiter vom Titel träumen.

Lionel Messi muss seine Koffer packen, Kylian Mbappé darf weiter vom Titel träumen.

Foto: AFP/FRANCK FIFE

Reden wollte Lionel Messi nicht. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen verließ Argentiniens Superstar nach der 3:4-Niederlage im WM-Achtelfinale gegen Frankreich wortlos und schnellen Schrittes die Kasan Arena. Den Ort, an dem seine vermutlich letzte WM mit einer enttäuschenden Niederlage geendet hatte. Fragen zu seiner Zukunft im Nationaltrikot ließ der 31-Jährige unbeantwortet - und die wütende und enttäuschte Nation im Unklaren. Wieder kein WM-Sieg für das Genie des Weltfußballs. Diesmal ausgekontert von einem Teenager - vom überragenden Kylian Mbappé. Mit zwei Toren hatte der Youngster von Paris Saint-Germain Frankreich ins WM-Viertelfinale geführt.

Frankreich gehört nach der offensiv überzeugenden Leistung endgültig zum Kreis der WM-Favoriten - für Messi bleibt der Goldpokal vermutlich eine unerfüllte Sehnsucht. „Wir sind ausgeschieden, das ist sehr schmerzhaft“, gab Argentiniens Trainer Jorge Sampaoli zu, der seine eigene Zukunft zunächst offen ließ. „Wir haben bis zur letzten Minute gekämpft.“ Messi bereitete zwar zwei Treffer vor, enttäuschte aber bis auf wenige Szenen. Ein Tor in einem WM-K.o.-Spiel wollte dem Ausnahmekönner wieder nicht gelingen.

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Stattdessen entschied Mbappé mit zwei sehenswerten Treffern (64./68. Minute) vor 42 873 Zuschauern in Kasan die hochklassige und spannende Partie. „Die WM ist eine Chance zu zeigen, was man kann. Es gibt keinen besseren Platz dafür“, sagte der 19-Jährige, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde. Sein Trainer Didier Deschamps lobte: „Ich bin froh, dass er Franzose ist. Er hat all sein Talent in so einem wichtigen Spiel gezeigt, aber er hat noch Raum für Verbesserung.“

Antoine Griezman hatte Les Bleus per Elfmeter nach Foul an Mbappé in Führung gebracht (13.), Ángel di María glich mit einem fulminanten Weitschuss aus (41.). Gabriel Mercado lenkte einen Messi-Schuss zur Führung für Argentinien ins Tor (48.), ehe der Stuttgarter Benjamin Pavard ebenfalls mit einem sehenswerten Schuss traf (57.). In der Nachspielzeit machte es Sergio Agüero (90.+3) noch einmal spannend.

Doch der Ausgleichstreffer wollte den Südamerikanern nicht mehr gelingen. „Wir sind an einem großen Gegner gescheitert“, sagte Messis Kumpel Javier Mascherano, der gleich nach dem Spiel seinen Rücktritt erklärte. Sampaoli hatte zwar am Tag vor der Partie noch vor Frankreichs Konterstärke gewarnt, dennoch waren die Argentinier machtlos gegen das schnelle Umschaltspiel. „Wir wussten, dass Frankreich sehr schnelle Spieler hat und dass sie schnell umschalten werden“, gab Sampaoli zu. „Mbappé hat exakt das gemacht.“

Frankreich dominierte die Partie mit Tempofußball und verdiente sich so den Einzug ins Viertelfinale am kommenden Freitag in Nischni Nowgorod gegen den Sieger der Partie zwischen Uruguay und Portugal. Dann wird allerdings Blaise Matuidi nach seiner zweiten Gelben Karte fehlen. Deschamps, der nach seinem 80. Länderspiel französischer Rekordtrainer ist, konstatierte: „Es war ein großes Match mit zwei großen Teams. Wir haben getan was notwendig war.“

Argentinien ließ sich von den schnellen Franzosen überrumpeln. Einen Freistoß setzte Griezmann (9.) noch an die Latte. Kurz darauf schob er per Strafstoß souverän ein. Mbappé war zuvor gleich vier Argentiniern im Eiltempo davon gelaufen. Marcos Rojo - gegen Nigeria noch Siegtor-Held - konnte den 19-Jährigen nur noch zu Boden reißen.

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Frankreich stand hinten sicher. Argentinien blieb harmlos, Messi war quasi aus dem Spiel genommen. Erst der Kunstschuss von di María aus 28 Metern brachte Argentinien ins Spiel zurück. Es war sein erstes Tor für die Albiceleste seit einem Jahr und sein zweiter WM-Treffer nach dem Siegtor gegen die Schweiz im Achtelfinale 2014.

Auch nach der Pause wirkte Argentinien plötzlich gedanklich frischer. Pavard wurde zum doppelten Unglücksraben. Erst foulte er di Maria. Nach dem folgenden Freistoß hob er das Abseits auf, so dass der von Mercado abgefälschte Messi-Schuss regelkonform ins Tor ging.

Frankreich wirkte ratlos - und ausgerechnet Pavard machte alles wieder gut. Mit einem Traumschuss zwirbelte der VfB-Profi den Ball zum 2:2 ins Tor. Sieben Minuten später setzte sich Mbappé mit Wucht im Strafraum durch. Torhüter Franco Armani kam nicht schnell genug runter, Frankreich war wieder vorn und Messi mehr denn je gefragt.

Das nächste Ausrufezeichen setzte aber wieder Mbappé. Argentinien gab dem schnellen Teenager recht naiv viel Raum. Der PSG-Stürmer erzielte seinen zweiten Treffer - das war laut Opta in einem WM-K.o.-Spiel einem Akteur unter 20 Jahren zuletzt Pelé 1958 gelungen. „Das ist ein großartiger Wettbewerb. Das schmeichelt mir natürlich“, sagte Mbappé.

(areh/dpa)
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