MSV Duisburg Notenbester Abwehr-Dirigent

MSV Duisburg · Felix Wiedwald zählt trotz der verkorksten Saison zu den Gewinnern beim MSV Duisburg. Der 21-Jährige verdrängte Florian Fromlowitz als Stammkeeper beim Fußball-Zweitligisten und verhalf mit Bestnoten zum Klassenerhalt.

Es passt zum Charakter von Felix Wiedwald, dass er trotz der für ihn persönlich herausragenden Saison nicht die Bodenhaftung verliert. Größenwahn, das ist nicht die Sache des 21-Jährigen – auch nicht nach einer Spielzeit, in der der Torhüter des MSV Duisburg zu den wenigen Gewinnern im lange abstiegsgefährdeten Team zählte.

Vielmehr ist es die norddeutsche Gelassenheit, die den Torhüter in seinem ersten Jahr beim MSV Duisburg auszeichnete. Ruhig, sachlich, zurückhaltend – aber auf dem Platz wenn nötig tonangebend. Nicht umsonst hat Wiedwald für seine 20 Einsätze beim Fachmedium "Kicker" Zweitliga-Bestnoten erhalten. Der Keeper zählte neben jungen Kräften wie Maurice Exslager, Andre Hoffmann oder auch Tanju Öztürk zu den Spielern, die letztlich das leckgeschlagene MSV-Schiff noch einmal auf Kurs brachten. Und der im Kampf um die sportliche Existenz so manchen Fehler seiner Vorderleute ausmerzte.

Abseits des Rasens stimmt der Profi, der im Sommer 2011 von Werder Bremen kam, dagegen deutlich leisere Töne an. Öffentlich äußert er sich nur, wenn er gefragt wird – und spricht auffallend oft im "Wir", auch wenn es um seine Leistung geht. "Natürlich war das eine tolle Saison für mich", sagt der 21-Jährige aus Thedinghausen, einer 15 000-Einwohner-Staft südöstlich von Bremen. "Aber ich nehme mich nicht so wichtig. Entscheidend war, dass wir als Team die sportliche Krise gemeistert haben."

Dass ihn Trainer Oliver Reck im November mehr oder minder ins kalte Wasser warf, bewertet Wiedwald heute als förderlich für seine Entwicklung. "Das Team war nach dem Pokalaus gegen Kiel am Boden. Und in einer solchen Situation eine Chance zu bekommen, war bestimmt nicht einfach. Aber die Erfahrung Abstiegskampf hat mich enorm weitergebracht", sagt Wiedwald. Nach seiner Beförderung zum Cheftrainer hatte Reck als eine seiner ersten Amtshandlungen den bis dato gesetzten Stammkepper Florian Fromlowitz gegen Wiedwald ausgetauscht. Mutig, meinten viele. Doch der Saisonverlauf gab dem Fußballlehrer recht.

Wiedwald nutzte seine Chance und zahlte das Vertrauen mit überzeugenden Leistungen zurück. "Ich würde diese Entscheidung jederzeit wieder treffen", betont der Coach. "Ich habe in dieser Phase bewusst Spieler in die Pflicht genommen, von denen ich überzeugt war, dasssie Führungsspieler werden. Sportlich betrachtet hat sich Felix mir immer angeboten und gezeigt, dass er bereit ist. Letztlich war es eine Reaktion auf die hervorragenden Trainingsleistungen." Torwarttrainer Sven Beuckert hält ebenfalls große Stücke auf den jungen Keeper. "Es hat mich überrascht, welche Entwicklung Felix im letzten halben Jahr genommen hat. Er hat sich kontinuierlich steigern können und ist zu einer festen Größe geworden." Dabei zeichne ihn vor allem seine Nervenstärke und sein "Trainings-Hunger" aus. "Felix will nicht nur viel trainieren, er saugt auch unglaublich viel auf, von dem, was wir sagen. Aber er weiß auch um seine Schwächen. Etwa, dass er sich im Spiel mit dem Ball am Fuß noch verbessern kann", fügt Beuckert an.

In der kommenden Spielzeit will Wiedwald die Position im Tor behaupten. Fraglich ist noch, gegen wen er seinen Platz verteidigen muss. Denn der MSV hat bereits angekündigt, Fromlowitz keine Steine in den Weg zu legen, wenn er den Verein verlassen will. "Ich glaube, dass wir uns in den letzten Wochen gefunden haben und gestärkt in die neue Saison gehen können. Ein vorderer Mittelfeldplatz sollte drin sein", glaubt Wiedwald.

Der freut sich nun nur noch auf Urlaub. Mit dem Kreuzfahrtschiff Aida fährt er Ende Mai durchs westliche Mittelmeer. "Ich freue mich jetzt darauf, Sonne zu tanken, Städte zu erkunden und einfach mal abzuschalten."

(RP)
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