Doping-Skandal um Nordkorea Moschushirsch mit Steroiden

Frankfurt/Main (RPO). Nordkorea sorgt mit einem dubiosen Dopingfall auch nach dem Ende der Frauen-WM in Deutschland weiter für Schlagzeilen. Nach einem angeblichen Blitzeinschlag wollten Nordkoreas Ärzte die Spielerinnen mit einem Extrakt des Moschushirschen heilen - das nicht weniger als 14 anabole Steroide enthält.

 Für Nordkorea war die WM bislang ein Frusterlebnis.

Für Nordkorea war die WM bislang ein Frusterlebnis.

Foto: AP, AP

Dem dubiosen Blitzscheinschlag folgte bei den Nordkoreanerinnen die skurrile "Wunderheilung" mit dem Extrakt des Moschushirschen - einer der größten Dopingskandale in der Geschichte des Fußball-Weltverbandes Fifa warf am Ende noch einmal einen Schatten auf die WM. Insgesamt fünf Spielerinnen des totalitären Nordkorea sind bei der Frauen-WM positiv auf anabole Steroide der Gruppe S1B getestet worden. Zudem ließ sich eine Kolumbianerin dreimal mit Anabolika dopen und wurde ebenfalls überführt.

"Grober und böser Dopingfall"

"Das ist ein Schock. Es handelt sich um einen ganz groben und bösen Dopingfall. Ob bei Nordkorea dafür wirklich der Blitzeinschlag verantwortlich ist, wissen wir natürlich nicht. Aber es schmerzt uns, dass fast eine ganze Mannschaft davon betroffen ist", sagte Fifa-Präsident Joseph S. Blatter bei der WM-Abschlusskonferenz in Frankfurt/Main. Jiri Dvorak, der Medizinische Direktor der Fifa, sprach von einem "deutlichen Fall von verbotenen Substanzen".

Kurios: Der nordkoreanische Verband begründete die positiven A- und B-Proben mit der Gabe von "traditioneller chinesischer Medizin". Diese habe man eingesetzt, nachdem die Mannschaft im Trainingslager am 8. Juni angeblich von einem Blitzschlag getroffen worden war. Bei der "Medizin" handelt es sich um ein Drüsenextrakt, das von einem Moschushirsch gewonnen wird. Jedoch enthielt die Substanz gleich 14 verschiedene anabole Steroide, von denen vier auf der Dopingliste stehen.

Keine Sanktionen gegen Verband

Der nordkoreanische Verband muss nach SID-Informationen zunächst keine Sanktionen fürchten. Es ist allerdings durchaus möglich, dass die Frauen-Nationalmannschaft von der Qualifikationsrunde zur WM 2015 in Kanada ausgeschlossen wird. Wahrscheinlicher ist jedoch eine Sperre der betroffenen Spielerinnen. Eine Entscheidung darüber wird die Fifa-Disziplinarkommission erst in den kommenden Wochen fällen.

DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte bereits nach dem Gruppenspiel der Nordkoreanerinnen gegen Kolumbien und dem Bekanntwerden der ersten beiden Dopingfälle massive Kritik geübt. "Der Vorfall unterstreicht den Eindruck von einem menschenverachtenden System in Nordkorea, in dem versucht wird, Sportler mit allen Mitteln zu Erfolgen zu führen", hatte Zwanziger erklärt, nachdem die beiden Nordkoreanerinnen Song Jong Sun und Jong Pok Sim via A- und B-Probe des Dopings überführt worden waren.

Anschließend hatte die Fifa von ihrem Recht Gebrauch gemacht, das ganze Team zur Urinprobe zu bitten und drei weitere Spielerinnen positiv getestet. Die Hintergründe für das Moschushirsch-Doping brachten selbst OK-Präsidentin Steffi Jones zum Schmunzeln, die wie die anwesenden Journalisten am Samstag mit großem Interesse den Ausführungen von Fifa-Mediziner Dvorak lauschte. "Es ist ein Drüsenextrakt von einem Hirsch, der in der Region von Sibirien, Nepal, Mongolei bis Korea lebt", erklärte Dvorak.

Heilmittel aus Asien

Nach den ersten beiden positiven Tests hatten die Betreuer des nordkoreanischen Teams der Fifa das "Wundermittel" zur Analyse zur Verfügung gestellt. "Es ist ein sehr berühmtes Heilmittel in China, Korea und in vielen asiatischen Ländern. Aber nicht in der Welt des Dopings. Das ist meines Wissens der erste Fall", sagte Dvorak, der deshalb auch nicht unbedingt von systematischem Doping ausging.

Die kolumbianischen Torhüterin Yineth Varon, die vor WM-Beginn bei einer Trainingskontrolle positiv getestet worden war, schien derweil in Sachen Doping überhaupt keine Hemmungen zu haben. "Ein Hausarzt hat ihr dreimal eine Spritze mit Anabolika verpasst", sagte Dvorak.

(SID/can)
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