Zum neuen Jahr Warum Geschlossenheit für Fortuna jetzt das Wichtigste ist

Meinung | Düsseldorf · Sportlicher Erfolg ist wichtig, aber andere Dinge können noch entscheidender sein. Der Zweitligist hat in den vergangenen Jahren eine seiner größten Stärken schleichend verloren. 2023 muss das Jahr werden, in dem der Startschuss dazu erfolgt, diese Stärke zurückzugewinnen.

Fortuna Düsseldorf: Das sind die Bilder des Jahres von Zweitligist F95
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Das sind die Bilder des Jahres 2022 von Fortuna

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Foto: IMAGO/Christian Schroedter

Ein schwieriges Jahr ist Geschichte. Wenn wir ehrlich sind, war 2022 eines von der Sorte, die kein Mensch braucht. Putins irrwitziger Angriffskrieg, europaweite Energiekrise, Menschenrechtsverletzungen in vielen Staaten. Gemessen daran, machen sich sportliche Probleme natürlich völlig profan aus – und doch war es auch für Fortuna ein schwieriges Jahr.

Anfang Februar tief im Abstiegskampf, mit dem neuen Trainer Daniel Thioune dann auf einer Erfolgswelle, die in der neuen Saison, gerade zum Hinrundenende hin, bereits wieder abebbte. Aktuell ist der Zweitligist zwar noch nicht gänzlich aus dem Rennen, aber doch ein gutes Stück weg von den Plätzen, die im Sommer hinauf in die Bundesliga führen.

Im gerade begonnenen neuen Jahr 2023 darf es dennoch nicht das vorrangige Ziel sein, auf Biegen und Brechen noch einen der obersten drei Ränge zu erreichen. Natürlich wäre ein Aufstieg schön. Selbst Fans, die auf große Distanz zum selbst ernannten Premiumprodukt Bundesliga gegangen sind, wünschen sich innerlich noch einmal dieses Gefühl wie im April 2018, als die Fortunen gemeinsam den Aufstieg feiern durften. Aber noch viel wichtiger als der Aufstieg wäre dieses kleine Adjektiv: gemeinsam.

Fortuna Düsseldorf - Hinrundenrangliste von Fans und Redaktion nach Durchschnittsnoten
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Fortunas Hinrundenrangliste von Fans und Redaktion

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Fortuna hat in den vergangenen Jahren schleichend an eben dieser Gemeinsamkeit verloren. In vielen Punkten. Die Distanz zwischen der Mannschaft und den Fans ist größer geworden, weil die Spieler immer stärker abgeschirmt werden. „Professionell“ wird so etwas gern genannt und ist dennoch Unfug: In anderen Sportarten, die ebenso professionell betrieben werden, ist mehr Nähe möglich, zum Beispiel im Eishockey oder Handball.

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Das sind die Rekordspieler von Fortuna Düsseldorf

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Foto: Horstmüller

Aber auch die Fanszene selbst ist nicht mehr so geschlossen, wie sie einmal war. Die Ultras hier, die „normalen“ Fans dort – da gibt es mitunter im Stadion, auch beim Anfeuern, mehr ein Gegen- als ein Miteinander. Nicht zuletzt ist noch die Vereinsführung zu nennen. In Gesprächen mit Fans aller möglichen Couleur wird immer wieder die Sehnsucht nach Menschen geäußert, die Verein und Stadt wirklich im Herzen tragen und dies auch zeigen – und das nicht erst seit dem Amtsantritt der aktuellen Führung.

Stichwort Stadt: Hier ist das Manko an Geschlossenheit am größten. Dortmund lebt den BVB, Mönchengladbach die Borussia, Freiburg den SC, der gesamte Osten Berlins den 1. FC Union, Köln den FC, Frankfurt die Eintracht. Und Düsseldorf? Da vermisst man diesen zwar nicht bedingungslosen, aber von Herzen kommenden Rückhalt für den Klub, gerade in schwierigeren Zeiten, immer wieder. Selbst in der Arena muss ein Besucher schon ganz genau hinschauen, wenn er oder sie erkennen will, welcher Verein dort eigentlich spielt.

Fortuna Düsseldorf - die große Thioune-Tabelle
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Hier steht Fortuna in der Thioune-Tabelle

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Foto: Frederic Scheidemann

In den anderen genannten Städten ist das ganz anders. Es geht dabei gar nicht einmal darum, ständig öffentliches Geld in den Klub zu pulvern. Aber Signale wie: Du bist unser Verein, wir leben dich, wir stehen zu dir – das fehlt in Düsseldorf.

Fortuna sollte irgendwann wieder aufsteigen, klar. Aber vor allem muss sie wieder das werden, was sie einmal war. Eine sportliche, aber irgendwie auch seelische Heimat der Düsseldorfer. Erfolg ist wichtig, Zusammengehörigkeit, Gemeinsamkeit, Geschlossenheit ist wichtiger. 2023 muss der Startpunkt sein, zu ihr zurückzufinden.

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