Abstiegskampf in der Bundesliga Verlierer HSV gefeiert, weil die Konkurrenz nicht punktet

Hamburg · Es zählen nur Ergebnisse? In Hamburg wird auf geradezu wundersame Weise vorgeführt, dass gefühlter Wahrnehmung und Deutung der Realität zumindest punktuell eine weitaus größere Bedeutung zukommt. Nur so ist zu erklären, warum der Hamburger SV nach der 1:4-Schlappe gegen Bayern gefeiert wurde.

Hamburg - Bayern
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Hatte der kämpferische Auftritt der Hanseaten vor der Pause die Fans begeistert, so wurden die nach dem Wechsel zeitweise vorgeführten Spieler nach dem Schlusspfiff durch die Ergebnisse der Abstiegskonkurrenten aus Braunschweig (0:1 gegen Augsburg) und Nürnberg (0:2 gegen Hannover) geradezu euphorisiert.

"Jetzt haben wir ein Finale, das ist für mich wie Champions League", meinte der 20-jährige Hakan Calhanoglu, der das Ehrentor für den HSV erzielt hatte. "Alles so, wie wir es uns gewünscht haben." Selbst Routinier Heiko Westermann kam zu der erstaunlichen Einschätzung: "Wären wir jedes Spiel so aufgetreten, wären wir nicht in die Lage gekommen. Ich frage mich, warum es gegen Bayern funktioniert und in anderen Spielen nicht." Da drängt sich die Frage auf: Was hat denn funktioniert? Die Einstellung war sehr gut: Laufbereitschaft, Kampfkraft und Teamgeist waren gegeben - das war's. Das reichte nur, um den vor der Pause schwachen Bayern Paroli zu bieten. Dennoch lagen die Gastgeber zurück, weil Mario Götze einen simplen Doppelpass mit Arjen Robben zur Führung genutzt hatte. Nach dem Wechsel erlahmte die Gegenwehr des HSV, doch in Hamburg machen sie sich in diesen Tagen die Welt, wie es ihnen gefällt. "Viel entscheidender als das Ergebnis ist, wie wir aufgetreten sind", sagte HSV-Sportdirektor Oliver Kreutzer. Trainer Mirko Slomka will "viele gute Dinge aus der Partie mitnehmen. Wir können es aus eigener Kraft schaffen."

Aus eigener Kraft? Dank der Schwäche der anderen! So bleibt der HSV auch nach der vierten Niederlage in Folge auf Rang 16. Noch nie haben 27 Punkte gereicht, um die Relegation zu erreichen. Doch höchstwahrscheinlich werden am Samstag Nürnberg (auf Schalke) und Braunschweig (in Hoffenheim) verlieren, so dass der HSV ohne Punktgewinn (in Mainz) die Relegation erreicht. Dann wird ihm aber kein Bundesligist mehr Schützenhilfe leisten können. Gegen Paderborn oder Fürth zählt dann das Ergebnis. Das ist dann Realität.

(RP)
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