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Als Spion bei Dortmund-Spiel Mourinho lädt Fürth nach Madrid ein

Fürth · Jose Mourinho, Trainer von Real Madrid, war eigens zum Spiel von Borussia Dortmund bei der SpVgg Greuther Fürth gekommen. Allerdings dürfte er für das bevorstehende Halbfinale in der Champions League kaum Erkenntnisse gewonnen haben. Dafür war der Nachmittag für den designierten Absteiger etwas Besonderes.

Bundesliga 12/13: Mourinho beobachtet BVB-Sieg in Fürth
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Den Treffer der SpVgg Greuther Fürth bekam Jose Mourinho schon gar nicht mehr mit. Fünf Minuten, bevor Edgar Prib in der 71. Minute das 1:5 gegen Borussia Dortmund erzielte, hatte sich der Trainer von Real Madrid von seinem Klappsitz im Ronhof erhoben — ihm entging daher auch das 22. Saisontor von Robert Lewandowski zehn Minuten vor dem Schlusspfiff zum Endstand von 6:1 (5:0). Welche Erkenntnisse Mourinho für die Halbfinal-Spiele in der Champions League gewonnen hat, bleibt fraglich, "aber jeder hat seine Art der Spielvorbereitung", sagte Kollege Jürgen Klopp.

Falls Mourinho sehen wollte, wie Dortmund einen Absteiger nach "allen Regeln der Kunst vermöbelt", wie es der Fürther Trainer Frank Kramer bezeichnete, hat sich der Besuch in Franken am Tag vor dem Auswärtsspiel von Real bei Athletic Bilbao gelohnt. "Wenn er sehen wollte, dass Mario Götze auch auf links spielen kann, hätte er mich auch anrufen können, dann hätte ich ihm das gesagt", merkte Klopp scherzhaft an. Und auch die Positionierung von Ilkay Gündogan auf der "Zehn" sei ja nichts grundsätzlich Neues.

Dagegen war der Besuch Mourinhos für die Gastgeber ein Geschenk, dass der Star-Trainer gerne zurückgab: Mourinho lud Fürth nach Madrid ein, damit sich die Franken das Nachwuchszentrum der Madrilenen einmal anschauen können. "Das ist doch gut, jetzt haben wir einen Kontakt zu Real", sagte Fürths Präsident Helmut Hack dem "kicker". Als Entschuldigungfür die schwache Leistung gegen den gestürzten deutschen Meister schenkte Fürth Mourinho eine Box voller Kräutertee. "Ich habe ihm gesagt: So schlecht habe ich unsere Mannschaft auch noch nicht gesehen", erklärte Hack.

Klopp lobt konzentrierte Borussen

Was Mourinho allerdings zu sehen bekam: Nur vier Tage nach dem hochemotionalen Viertelfinale in der Königsklasse gegen den FC Malaga (3:2) hatte der BVB keine Probleme, sich geistig auf das zu Hause sieglose Tabellenschlusslicht einzustellen. "Das hätte eine haarige Angelegenheit werden können", sagte Klopp gut gelaunt in Anspielung auf seinen künstlich vermehrten Haarwuchs — etwaige Befürchtungen aber waren unbegründet, die Borussia war "hochkonzentriert", lobte ihr Trainer, sie spielte in der ersten Halbzeit "überragend".

Bereits zur Halbzeit stand es 5:0 für den spielfreudigen BVB — derart deutlich nach 45 Minuten hatten die Westfalen zuletzt am 26. September 1986 gegen Blau-Weiß 90 Berlin geführt: Mario Götze (12. und 45.), Ilkay Gündogan (15./33.) und Jakub Blaszczykowski (28.) ließen die Fürther aussehen wie unbewegliche Schießbuden-Figuren. "Mutlos und hilflos", habe seine Mannschaft ausgesehen, sagte Fürths Trainer Kramer. Nach der Pause, merkte er beinahe dankbar an, habe Dortmund dann zum Glück "gehörig einen Gang runtergeschalten".

In Fürth müssen sie sich nun auch Gedanken machen, mit welchen Spielern sie in der kommenden Saison noch arbeiten wollen. Kaum einer lieferte Argumente für eine Weiterbeschäftigung. Kramer wollte sich deswegen zunächst nicht auf eine Charakter-Diskussion einlassen, Stephan Fürstner wurde da deutlicher. "Jeder muss sich hinterfragen, ob er in der ersten Halbzeit auch alles in die Waagschale geworfen hat", sagte der Mittelfeldspieler. Ob das jeder getan habe, wurde er gefragt. "Ich denke nicht", entgegnete er.

Motivationsprobleme scheinen den Dortmunder fremd zu sein. "Wir haben vielleicht gedacht, dass die mit dem Kopf nicht ganz bei der Sache sind", berichtete Fürstner. Aber, stellte er fest, "das macht halt eine Spitzenmannschaft aus", dass dem nicht so war. "Unsere Priorität lag darauf, drei Punkte zu holen, vernünftig zu spielen und ein paar Tore zu schießen", sagte Götze. Die Vorhaben wurden eindrucksvoll umgesetzt, und die Westfalen stellten nebenbei auch ihren Rekord für den höchsten Bundesliga-Auswärtssieg ein.

"Das war geil", sagte Torjäger Lewandowski, der im elften Spiel nacheinander in der Bundesliga traf. Klopp wurde jedoch schnell wieder ernst. "Wir haben jetzt eine Woche Zeit, uns auf Mainz vorzubereiten", gab er zu verstehen, da könne Dortmund schließlich die 60-Punkte-Marke knacken. Erst danach will sich Klopp Gedanken machen, "wie wir Real Madrid begegnen". Eine Reise in die Fußball-Provinz wie der Kollegen Mourinho hat er nicht geplant.

(sid/seeg)
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