Borussia Mönchengladbach "Eine interessante Perspektive"

Borussia Mönchengladbach · Borussias Torhüter Christofer Heimeroth (31) spricht im Interview mit unserer Redaktion über sein Dasein als Nummer zwei, seine Stellung im Team, eine rekordverdächtige Bilanz und seine Chance, in dieser Saison mit Uwe Kamps gleichzuziehen.

 Borussias Torhüter Christofer Heimeroth.

Borussias Torhüter Christofer Heimeroth.

Foto: Dieter Wiechmann

Sie haben in dieser Saison eine historische Chance...

Heimeroth Ach ja?

Sie können mit Uwe Kamps gleichziehen. Er ist bislang der einzige Gladbacher Torhüter, der für den Klub in der Bundesliga, in der Zweiten Liga, im Pokal und im Europapokal gespielt hat. Wenn Sie nun international zum Einsatz kommen, ziehen Sie gleich.

Heimeroth Das ist ja eine interessante Perspektive. Eine Bestmarke halte ich bei Borussia ja immerhin, das käme dann dazu.

Welche Bestmarke wäre das?

Heimeroth Bis zum Spiel bei Borussia Dortmund in der vergangenen Saison war ich immer im Kader, seit ich 2007 zu Gladbach kam. 200 Spiele am Stück, das können nicht viele von sich sagen. Und ich glaube auch, dass kaum ein Gladbach-Torwart so viele Testspiele gemacht hat wie ich.

Liga-Einsätze hatten sie aber nur 67, 33 davon in der Zweiten Liga, als Sie die Nummer eins waren...

Heimeroth ... und wir mit den zweitwenigsten Gegentoren aufgestiegen sind. Das ist ja auch schon was.

Dennoch: Fällt es schwer, meistens die Nummer zwei zu sein?

Heimeroth Nein. Ich habe mich ja auch bewusst für diese Situation entschieden, als ich meinen Vertrag noch einmal bis 2014 verlängert habe. Ich weiß, dass Marc spielt, solange er seine Leistung bringt, da sind die Rollen ja klar verteilt. Was aber nicht heißt, dass ich die Füße hochlegen kann. Ich muss bereit sein, wenn ich einspringen muss. Außerdem kann ich mich im täglichen Training und eben in Testspielen beweisen.

Einen ähnlichen Ansatz dürfte Tom Starke haben, der von Hoffenheim zu den Bayern ging, und dort nun zweiter Mann hinter Manuel Neuer ist.

Heimeroth Tom Starke hat eine gute Saison in Hoffenheim gespielt. Es ist aber sicher reizvoll beim FC Bayern ein Teil eines solchen Teams zu sein. Jörg Butt, der ja in einer ähnlichen Situation kam, hat mit den Bayern dann sogar Champions League gespielt.

Sie sind seit 2007 in Gladbach. Was hat sich seitdem verändert?

Heimeroth Wir sind jetzt sicherlich auf einem guten Weg, Konstanz in den Klub zu bekommen. Das ist das Ziel des Vereins und es ist auch wichtig, dass nach einem langfristigen Plan gearbeitet wird. Sportlich sind wir auf dem Weg, uns im guten Mittelfeld festzusetzen, da können wir in der kommenden Saison den nächsten Schritt machen. In der vergangenen Saison haben wir so gespielt, dass es zum Träumen verleiten könnte, aber jeder im Klub weiß, dass es extrem schwierig wird, das zu bestätigen. Die Fans wissen, dass sie den neuen Jungs Zeit lassen müssen.

In der Mannschaft haben sie ein sehr gutes Standing, Sie gehören auch zum Mannschaftsrat. Kann man auch Führungsspieler sein, wenn man nicht spielt?

Heimeroth Ich denke, dass ich Eigenschaften habe, die im Team hoch angesehen sind. Ich erarbeite mir den Respekt auch im Training. Es ist sicherlich ein Vorteil, dass ich lange im Klub bin und daher vieles kenne. Ich bin im siebten Jahr hier und habe viel erlebt, auch die weniger schönen Zeiten. Den Erfahrungsschatz kann ich an die jungen Spieler weitergeben.

Mit Marco Reus und Dante sind zwei Spieler weg, die auch für die gute Stimmung in der Kabine zuständig waren. Ist das ein Problem?

Heimeroth Nein. Letztes Jahr war die Stimmung im Team natürlich klasse, aber auch jetzt ist alles gut. Es sind halt neue, andere Charaktere da, aber die sind gut ins Team reingekommen. Wenn dann die Saison läuft und klar ist, wer spielt, wird sich das Gefüge im Team ohnehin noch mal neu setzen.

Klar ist aber, dass Sie, wenn alles normal läuft, nicht spielen werden. Sehen Sie trotzdem eine Chance, Uwe Kamps einzuholen?

Heimeroth Ich freue mich natürlich über jedes Spiel, das ich machen werde. Und es wäre auch schön, mal international zu spielen. Aber es stimmt schon: Wenn alles normal läuft, spielt Marc. Im Fußball geht es jedoch manchmal sehr schnell. Ich habe eine gute Vorbereitung gespielt — und werde ich bereit sein, um dem Team zu helfen, wenn es nötig ist.

Und mit Schalke haben Sie ja auch schon Europapokal-Erfahrung gesammelt.

Heimeroth Das ist richtig, auch wenn ich nicht gespielt habe. Ich war in der Champions League, im Uefa-Cup und im UI-Cup dabei, habe also halb Europa schon mit Schalke bereist.

Was ist anders im Europapokal?

Heimeroth Es ist vor allem etwas, worauf sich jeder freuen kann. Das Gefühl, international zu spielen, ist doch klasse. Es sind Abendspiele, und auch die haben immer einen besonderen Reiz.

Sie sind 31 Jahre alt, der Schnitt im Team liegt bei 24 Jahren. Wie ist es, einer der Alterspräsidenten zu sein?

Heimeroth Es macht viel Spaß mit den Jungs. Natürlich haben die Jüngeren andere Ansätze und Ansichten. Es es kennt auch kaum einer Pierre Littbarski oder andere Spieler von der WM 1990. Aber das ist gut so. Die Jungs können etwas von mir mitnehmen und ich nehme etwas von Ihnen mit, zum Beispiel den jugendlichen Elan. Und ich kenne immer die neuesten Trends. Das hat auch etwas für sich.

(RP/rl/seeg)
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