Bayer Leverkusen Wolfgang Holzhäuser nimmt leise Abschied

Leverkusen · Der Bayer 04-Geschäftsführer verzichtet auf eine Verabschiedung beim Hannover-Spiel. Der nahe Abschied berührt ihn sichtlich.

 Ein letztes Mal als Verantwortlicher in der BayArena: Wolfgang Holzhäuser am Samstag vor dem Anpfiff des Spiels gegen Hannover.

Ein letztes Mal als Verantwortlicher in der BayArena: Wolfgang Holzhäuser am Samstag vor dem Anpfiff des Spiels gegen Hannover.

Foto: Uwe Miserius

Als der Anpfiff ertönte, entstand bei manch einem der 25 198 Zuschauer in der BayArena ein Fragezeichen auf der Stirn. Sollte der Werksklub tatsächlich darauf verzichtet haben, seinen Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser im Rahmen des letzten Heimspiels vor dessen Ausscheiden am heutigen Montag offiziell zu verabschieden? Die Antwort lautete: Ja, Bayer 04 verzichtete tatsächlich darauf. Auf Wunsch des zu Verabschiedenden, wie dieser später bekannte. "Ich bin kein Freund von großen, emotionalen Abschieden, weil ich zu nahe am Wasser gebaut bin", sagte Holzhäuser. Schon die Abschiedsfeier mit den Mitarbeitern am Donnerstagabend im VIP-Bereich des Stadions soll nach Auskunft von Teilnehmern äußerst emotional verlaufen sein.

Das 2:0 gegen Hannover, die letzten 90 Minuten in seiner Leverkusener Laufbahn, verbrachte Holzhäuser eher im Verborgenen — und im Tunnel. Er tigerte vor dem Spiel durch den Kabinentrakt, klatschte mit Spielern und Trainerteam ab. Nach dem Abpfiff schlenderte der 63-Jährige zunächst einmal in die Gästekabine, dann noch einmal hinaus in den Innenraum und schaute den Profis tief gerührt beim Feiern mit den Fans zu. Den Fans, die mit ihm zum Ende in überwiegender Zahl Frieden geschlossen hatten. Mit der Schaffung eines Stehplatzbereichs direkt hinter dem Tor in diesem Sommer hatte Holzhäuser ihnen quasi sein Abschiedsgeschenk gemacht. "Irgendwann hat man wohl erkannt, dass der Holzhäuser nicht so schlimm ist, wie er dargestellt wurde", sagte er.

15 Jahre im Verein haben Spuren hinterlassen, Bayer 04 ist Holzhäuser ans Herz gewachsen. Obschon manche Entscheidung negative Folgen hatte — wie der noch andauernde Sponsoren-Gau um TelDaFax, die Rückkehr von Michael Ballack oder der Umbau der BayArena, der teurer als gedacht ausfiel. Manches vorschnelle Statement brachte die offizielle Diktion des Vereins gehörig in Schlingern und sorgte für Kopfschütteln auf breiter Front, aber neben "Everybody's Darling" Rudi Völler pflegte Holzhäuser sein Querdenker-Image eben konsequent. "Ich bin ein emotionaler Pragmatiker, der durchaus seine Gefühle zeigen kann. Es mag sein, dass ich bärbeißig wirke. Aber ich kann schlecht an meiner Physiognomie etwas ändern. Und ich bin ein Mensch, der wie viele Menschen auch Anerkennung braucht", bekannte er im Trainingslager Anfang 2012 in einem Interview.

Damals ging er noch davon aus, erst 2014 aufzuhören. Ein bisschen Querdenkertum wird Holzhäuser aber auch so in jedem Fall weiter ausleben — als Mitglied im Bayer 04-Aufsichtsrat.

(RP)
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