Bayer Leverkusen Schürrle läuft den Ansprüchen hinterher

Hannover · André Schürrle absolviert den Interview-Marathon wie immer: freundlich und geduldig. Doch etwas ist anders bei Bayer Leverkusens Nationalspieler an diesem Abend nach dem 0:0 in Hannover. Schürrles Blick wirkt leer, er verrät Müdigkeit.

Andre Schürrle – "Boyband"-Mitglied, Tuchel-Liebling, Weltmeister
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Das ist Andre Schürrle

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Foto: dapd

Wie wohl kein zweiter seiner Mitspieler freut sich der 21-Jährige auf die Winterpause. Auf das Erholung versprechende Ende eines für ihn so turbulenten Jahres, in dessen zweiter Hälfte Schürrle im Trikot seines neuen Vereins den eigenen Erwartungen und denen der Bayer-Verantwortlichen ein gutes Stück weit hinterhergelaufen ist.

"Bayer Leverkusen zeichnet etwas anderes aus als das, was wir in der Hinrunde gespielt haben", sagt Schürrle. Für ihn im Speziellen gilt das auch. Sein Auftritt in Hannover war wohl der schwächste seit seinem Wechsel aus Mainz rheinabwärts. Es war ein Auftritt, bei dem jeder der 44 800 Zuschauer sah, wie sehr Schürrle den Erfolg erzwingen wollte. Aber gerade dadurch verkrampfte der für seine Leichtigkeit gerühmte Stürmer zunehmend. Jedes Dribbling ging verloren, kein Pass kam an, kaum ein Laufweg stimmte. "Wir erarbeiten uns vorne zu wenig klare Torchancen. Das ist schon die ganze Saison so", sagt Schürrle. Er traf in 13 Liga-Einsätzen für Bayer erst zweimal. Umso wehmütiger sitzt die Leverkusener Führung stets vor dem Fernseher, wenn "Schü" im Nationaltrikot nach Belieben trifft (fünf Tore in zehn Partien).

Bei Bayer wirkt er gehemmt, findet nicht den temporeichen Zug zum Tor, der ihn in Mainz ausgezeichnet hatte. "In Mainz habe ich auch zweiter Stürmer gespielt, da hatte ich viel mehr Freiheiten und konnte natürlich torgefährlicher sein", sagt Schürrle. Als Kritik an Trainer Robin Dutt will er das freilich nicht verstanden wissen. Unlängst erst gab er brav zu Protokoll, es mache keinen Unterschied, ob er rechts oder links spiele. Doch es ist beileibe nicht nur die eigene Leistung, die Schürrle bislang ausbremst. In einer Leverkusener Mannschaft, die auch noch im Dezember nach Automatismen sucht, haben die Nebenleute noch kein Rezept gefunden, Schürrle gewinnbringend einzusetzen. "Inzwischen finden sie mich immer öfter", sagte er jüngst — mit tapferem Lächeln.

Sorgen um den prominenten Sommer-Einkauf macht sich bei Bayer indes niemand. Zu überzeugt sind alle davon, dass er mit aufgeladenem Akku und aufgearbeitetem Jahr 2011 ab Januar sein wahres Leistungsvermögen abruft. Das ist allerdings auch bitter nötig, denn nach erneut zwei verlorenen Punkten in Hannover muss auch Schürrle konstatieren: "Wir gehören sicher noch nicht zur Gruppe ganz oben." Doch da wollen und müssen sie hin. André Schürrle und Bayer 04.

(RP/can)
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