Bayer Leverkusen "Ziele sind außer Reichweite"

Dortmund · Nach der Trennung von Trainer Roger Schmidt geht es für Bayer 04 darum, die verkorkste Saison mit dem Erreichen des internationalen Geschäfts zu retten. Die Champions League hat Kapitän Lars Bender aber bereits abgehakt.

 Lars Bender (l.) im Zweikampf mit Dortmunds Gonzalo Castro.

Lars Bender (l.) im Zweikampf mit Dortmunds Gonzalo Castro.

Foto: dpa, bt kno

Erschöpft, frustriert und vermutlich auch desillusioniert stand Lars Bender nach dem Schlusspfiff in den Katakomben der Dortmunder Arena. Der Kapitän der Werkself versuchte das wilde 2:6 (0:2) beim Tabellendritten irgendwie in Worte zu fassen - und kam zu dem Schluss: "Von der Einstellung her kann uns keiner einen Vorwurf machen." Eine Einschätzung, die in Ansätzen stimmen mag. An der Tatsache, dass Leverkusen bei einem vor der Saison noch als direkten Konkurrenten um die Verfolgerrolle des FC Bayern München auserkorenen Klub klar unterlegen war, ändert das aber nichts.

Der 27-Jährige Werkself-Kapitän fand trotz des Lobes für die kämpferische Leistung auch klare Worte. Er sagte: "Die Champions League ist weg. Und so, wie wir uns in den letzten Wochen präsentiert haben, hätten wir sie auch nicht verdient." Das Anspruchsdenken sei vor der Saison ein anderes gewesen, erklärte er. Jetzt seien die Ziele außer Reichweite. "Wir dürfen die Augen nicht vor der Situation verschließen, in der wir uns befinden."

38 Gegentore in 23 Partien hat der Werksklub in dieser Spielzeit bereits kassiert. In der vergangenen Saison waren es insgesamt nur 40. "Wir machen zu viele Fehler", stellte Bender fest. "Über weite Strecken bekommen wir es gut geregelt, aber wir haben immer wieder Aussetzer dabei, die es kaputtmachen. Das zieht sich durch die Saison", klagte der gebürtige Rosenheimer.

Dass Leverkusen beim heimstarken BVB, der nun 32 Bundesliga-Spiele in Folge zuhause ungeschlagen ist, am Ende chancenlos war, liege auch an der schwachen Defensivleistung bei Standardsituationen, erklärte Bender. Das habe der Werkself "das Genick gebrochen". Bender: "In der ersten Halbzeit waren wir gar nicht so schlecht im Spiel. Nach dem 1:2-Anschlusstreffer hatten wir das Gefühl, etwas bewegen zu können." Den Spielverlauf beschrieb er als "unglücklich".

Teamkollege Ömer Toprak, der bei seinem künftigen Arbeitgeber eine Angriffswelle nach der anderen auf sich zurollen sah, zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis. Doch auch er stellte sich vor das Team und hob die positiven Aspekte heraus. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass uns Dortmund vier Tore überlegen war", sagte der türkische Nationalspieler. Das Duell mit dem BVB sei "komisch" gewesen. "Wir haben gemacht, getan, gekämpft, sind zweimal zurückgekommen", sagte Toprak. "Aber wir haben relativ einfache Tore kassiert, darunter wieder zwei nach Standards. Ein altes Problem, an dem wir weiter arbeiten müssen."

Kevin Volland, dessen beste Aktion des Spiels zum 1:2-Anschlusstreffer führte, hatte zu der Leverkusener Anfälligkeit nach Ecken und Freistößen eine klare Meinung. "Jeder einzelne muss seine Aufgabe gewissenhaft erledigen, dann kann man das auch besser verteidigen", sagte der Angreifer. Jetzt über die die Europa League oder gar die Königsklasse zu sprechen, wäre falsch, sagt Volland. "Wir haben andere Probleme und müssen schauen, dass wir konstanter spielen. Jeder will, aber in einigen Situationen macht der Kopf zu."

Fest steht nach dem 2:6 in Dortmund auf jeden Fall eines: Auf den neuen Bayer-Coach wartet eine Menge Arbeit.

(sb)
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