Istanbul Türkei: Weg frei für Erdogans Präsidentschaftskandidatur

Istanbul · Der erwarteten Präsidentschaftskandidatur des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan steht nichts mehr im Wege. Amtsinhaber Abdullah Gül, der als möglicher Rivale Erdogans im Kampf um das Spitzenamt galt, verzichtete jetzt öffentlich auf eine Bewerbung um weitere fünf Amtsjahre. Damit bleibt als möglicher Kandidat der Regierungspartei AKP für die erste Direktwahl eines türkischen Staatspräsidenten am 10. August nur Erdogan übrig.

Erdogans Kandidatur soll heute bekannt gegeben werden. Die beiden Gegenkandidaten des 60-Jährigen stehen bereits fest: Ekmeleddin Ihsanoglu (70) wird von großen Teilen der Oppositionsparteien CHP und MHP getragen, während Selahattin Demirtas (41) für die Kurdenpartei HDP ins Rennen geht. Die spannende Frage lautet, ob Erdogan schon im ersten Wahlgang siegen kann. Die meisten Umfragen sehen ihn zwischen 52 und 54 Prozent.

Mit mehr als 50 Prozent der Wählerstimmen schon in der ersten Runde könnte Erdogan ein Mandat der Wähler für sein Vorhaben reklamieren, als Präsident das Land nicht nur zu repräsentieren, sondern auch mitzuregieren. Unter anderem will Erdogan als Präsident die Kabinettssitzungen leiten. Kritiker befürchten einen weiteren Abbau demokratischer Kontrollen.

Nach Berechnungen türkischer Zeitungen braucht Erdogan für einen Sieg in der ersten Runde etwa 23 Millionen Wählerstimmen, rund 1,5 Millionen mehr als beim bisher höchsten Sieg der AKP in der Parlamentswahl von 2011. Die Stimmen der rund 2,6 Millionen türkischen Wähler in der EU könnten daher eine entscheidende Rolle spielen.

(sei)
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