Politikwissenschaftler Küpeli „Durchweg negativ, durchweg feindlich“ - türkische Nationalisten kapern Anti-Israel-Proteste

Bei den anti-israelischen Demonstrationen sind nach Ansicht von Politikwissenschaftler Ismail Küpeli auch zahlreiche türkische Nationalisten anwesend gewesen, die klar den antiisraelischen Kurs von Präsident Erdogan unterstützen.

Tausende Menschen demonstrierten an vielen Orten - zum Teil mit antisemitischen Sprechchören.

Tausende Menschen demonstrierten an vielen Orten - zum Teil mit antisemitischen Sprechchören.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Laut dem Politikwissenschaftler Ismail Küpeli versuchen türkische Nationalisten in Deutschland teilweise, die antiisraelischen Proteste für ihre Zwecke zu kapern. Es sei „durchaus ein Versuch da, dieses Thema insgesamt für sich zu besetzen und auch darüber für sich zu mobilisieren“, sagte der Politologe am Dienstag im WDR 5-„Morgenecho“. Bei vielen antiisraelischen Demonstrationen, die in den vergangenen Tagen in Deutschland wegen des Aufflammens des Nahostkonflikts stattfanden, wurden neben palästinensischen Flaggen auch türkische Fahnen geschwenkt.

Küpeli wies auf den seit Jahren klar antiisraelischen Kurs der türkischen Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan hin. Dieser zeige sich auch in den Staatsmedien und regierungsnahen Medien deutlich. In Meldungen des deutschsprachigen Ablegers des Staatssenders TRT beschäftige sich etwa die Hälfte der Meldungen mit dem Konflikt im Nahen Osten, und all diese Meldungen seien antiisraelisch. „Wir sehen da keine neutrale oder gar positive Berichterstattung im Bezug auf Israel“, sagte der Politologe. Stattdessen seien die Berichte „durchweg negativ, durchweg feindlich“.

Das habe auch einen Einfluss auf die türkischsprachige Bevölkerung in Deutschland, mahnte Küpeli, der an der Universität zu Köln über die kurdische Frage in der Türkei promoviert. „Dass diese Meinungsmache nicht ohne Folgen bleibt, ist nicht überraschend.“ Vor allem die religiös-konservativen Teile der türkischen Gemeinschaft in Deutschland würden nicht von den Bemühungen anderer Medien erreicht, ein ausgewogeneres Bild zu vermitteln, sagte der Politikwissenschaftler. Deshalb sei die Frage wichtig, wie man dort für eine ausgewogene Darstellung des Konflikts sorgen könne.

lwd

(epd)
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