Spiel mit Athen

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble galten einst als unzertrennliches Team. Es einte sie der unbedingte Wille, den Euro zu retten. Bei der jüngsten Jahrestagung des IWF in Tokio hat das Vertrauensverhältnis der beiden einen ernsten Kratzer erhalten. Lagarde plädiert dafür, Griechenland mehr Zeit zur Anpassung zu geben, Schäuble ist strikt dagegen. Gleichwohl geht der deutsche Finanzminister davon aus, dass Griechenland im Währungsverbund bleibt.

Der schroffe Gegensatz rührt daher, dass Lagarde eine internationale Organisation vertritt, die in Verhandlungen immer wieder Flexibilität gezeigt hat, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Schäuble hingegen muss auf die Stimmung in der deutschen Bevölkerung Rücksicht nehmen, die keinen weiteren Cent mehr an Athen überweisen will.

Beide wissen, dass es Griechenland ohne zusätzliche Hilfe nicht schaffen wird, die Insolvenz und den Austritt zu vermeiden. Schäuble streut der Öffentlichkeit also Sand in die Augen, wenn er strikt gegen jeden Zeitaufschub ist und gleichzeitig so tut, als ob Griechenland im Euro bleiben könnte. Er sollte das Publikum nicht für dumm verkaufen.

Bericht: Schäuble geht nicht . . ., Titelseite

(RP)
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