Persönlich Reiner Hoffmann . . . will neues Image für Gewerkschaften

Mit Reiner Hoffmann tritt am 12. Mai ein Mann an die Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der seine Worte sorgsam wählt - und gerne auch mal die ausgetretenen Denkpfade verlässt. Die Gewerkschaften müssten sich verändern, sagt er: "Wir wollen nicht mehr nur mit Mindestlohn und Prekariat identifiziert werden. Wir stehen für gute Arbeit."

Der 58-Jährige ist ein ganz anderer Typ als der amtierende DGB-Chef Michael Sommer (62), der seit zwölf Jahren im Amt ist - und hin und wieder polternde Reden gehalten hat. 1955 in Wuppertal als Sohn eines Maurers geboren, machte Hoffmann nach der Lehre bei den Farbwerken Hoechst Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, studierte dann Wirtschaftswissenschaften. Er steht für eine bodenständige und nüchterne Sorte Mensch und ist nicht schon nach dem zweiten Satz als Gewerkschafter zu erkennen.

Hoffmanns Laufbahn ist akademisch und europäisch geprägt. Nach dem Studium arbeitete er bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, wechselte dann nach Brüssel an die Spitze des Europäischen Gewerkschaftsinstituts und stieg anschließend zum stellvertretenden Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes auf. 15 Auslandsjahre, die ihn geprägt haben. Auch deshalb ist seine Europa-Kompetenz das Ass, das ihn als DGB-Chef geeignet sein lässt.

Dennoch steht Hoffmann vor der schwierigen Aufgabe, die Interessen von acht Einzelgewerkschaften zu bündeln. Sie haben die Macht, erkämpfen Löhne und beschließen Streiks. Gut für ihn: Die Voraussetzungen für eine Neuausrichtung sind nicht schlecht. Nach den schwierigen Zeiten der Agenda-Politik werden die Gewerkschaften wieder gehört. Eine Chance, die Hoffmann im notorisch aufgeregten Politikbetrieb in Berlin allerdings noch nutzen muss. Denn ein neues Image heißt auch, dass sich Gewerkschaften auf die Erwerbsarbeit der Zukunft einstellen sollten.

Jasmin Buck

(RP)
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