Kommentar Kanzlerreserve a.D.

Als Mitarbeiter des früheren Berliner Bürgermeisters Richard von Weizsäcker hat sich Thomas de Maizière stets darüber geärgert, dass sein Chef das Repräsentieren und Inszenieren schätzte, aber die Details des Verwaltens mied.

Nun präsentiert sich der CDU-Verteidigungsminister bei dem millionenschweren Drohnen-Projekt "Euro Hawk" als ungewollter Schüler Weizsäckers. Er wollte von nichts wissen. Erst als alle Staatssekretäre im Ministerium und der zuständige Rüstungsabteilungsleiter dem Minister einen Projektstopp empfahlen, zog de Maizière die Reißleine. Zu spät, das weiß man heute. Für den Bundesminister mit der tadellosen Reputation eines akribischen, mit preußischem Pflichtgefühl versehenen Politikers ist das eine traurige Erkenntnis. Die Kanzlerreserve de Maizière hat vorerst ausgedient. Seine jüngsten Bemerkungen ("Ich will ernten, was ich gesät habe") und die Beschimpfungen der Soldaten ("übertriebener Wunsch nach Wertschätzung") zeigen, dass da einer aus dem Tritt gekommen ist. Schade, die unprätentiöse Art des Ministers tat dem Land gut.

(RP)
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