Gabriels Chance

Sigmar Gabriel hatte nie Scheu davor, sich eine ausgewachsene Debatte mit seiner Partei zu liefern. Jetzt beginnt er die nächste. Der wirtschaftsnahe Kurs, den er als Vorsitzender seiner SPD verschrieben hat, gilt vielen Genossen als einzige Hoffnung, um aus dem Umfrage-Tal herauszuklettern, das sie seit der Bundestagswahl durchwandern.

Gelingen mag das aber kaum, denn das Rezept ist allzu einfach: Vizekanzler Gabriel besinnt sich auf sein dafür wie zufällig gewähltes, hübsch passendes Amt als Wirtschaftsminister und verdonnert andere Sozialdemokraten dazu, ins Loblied auf die SPD- Wirtschaftskompetenz einzustimmen. Doch Worten müssen Taten folgen. Und solange die Genossen Projekte wie die Rente mit 63 beschließen, dürfen sie nicht auf Rückendeckung aus der Wirtschaft hoffen.

Eine Chance könnte Gabriel aber tatsächlich mit dem Abbau der Kalten Progression haben: Indem er das ohne Steuererhöhungen erreichen will, erteilt er der ewigen SPD-Forderung nach einer stärkeren Belastung höherer Einkommen eine Absage. Die Bosse dürfte es freuen.

(jd)
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