Frankfurter Flughafen EU-Parlamentsvize soll Zollbeamte beschimpft haben

Der Vizepräsident des EU-Parlaments soll in Frankfurt betrunken zwei Zollbeamte beschimpft haben, eine Anzeige gegen ihn liegt vor. Der polnische Politiker weist die Vorwürfe zurück – muss sich aber Kritik von seinem Regierungschef gefallen lassen.

 Jacek Protasiewicz soll bei dem Vorfall betrunken gewesen sein.

Jacek Protasiewicz soll bei dem Vorfall betrunken gewesen sein.

Foto: dpa, mpc

Der Vizepräsident des EU-Parlaments soll in Frankfurt betrunken zwei Zollbeamte beschimpft haben, eine Anzeige gegen ihn liegt vor. Der polnische Politiker weist die Vorwürfe zurück — muss sich aber Kritik von seinem Regierungschef gefallen lassen.

Der Vize-Präsident des Europäischen Parlaments, Jacek Protasiewicz, soll am Frankfurter Flughafen nach Angaben der Polizei zwei Zollmitarbeiter beschimpft haben. Gegen den 46 Jahre alten polnischen Politiker sei Anzeige wegen Beamtenbeleidigung erstattet worden, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Protasiewicz wies die Vorwürfe zurück. Dem polnischen Nachrichtensender TVN 24 sagte er, die Beamten hätten sich bei dem Zwischenfall am Dienstagabend aggressiv verhalten.

Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung soll Protasiewicz die Zoll-Mitarbeiter als "Hitler" und "Nazi" bezeichnet und "Heil Hitler" gerufen haben. Ein Augenzeuge habe berichtet, der Politiker sei stark betrunken gewesen sei. Die Polizei nahm Protasiewicz mit auf die Wache. Nach der Aufnahme seiner Personalien konnte er wieder gehen.

"Ich habe ihm nur gesagt, dass er die diplomatische Immunität verletzt"

Welche Worte genau fielen, sagte der Polizeisprecher nicht. Der Frankfurter Zoll war für eine Stellungnahme am Donnerstag zunächst nicht zu erreichen. "Ich habe ihm nur gesagt, dass er die diplomatische Immunität verletzt", sagte Protasiewicz über ein Gespräch mit einem Zollbeamten, der seine Papiere kontrolliert habe. Als er daraufhin ein barsches "Raus", gehört habe, sei es zu einem Streit gekommen.

"Ich habe ihm gesagt, er soll Auschwitz besuchen, da dort die Deutschen das Wort "raus" benutzt hätten", sagte Protasiewicz. Auschwitz war das größte der nationalsozialistischen Todeslager.

Kritik von Tusk

Polens Regierungschef Donald Tusk kritisierte das Verhalten von Protasiewicz auf dem Flughafen. "Ein Mensch, der eine so wichtige öffentliche und internationale Funktion ausübt, muss in der Lage sein, seine Gefühle und Nerven zu kontrollieren", sagte er in Warschau. Entscheidungen über mögliche Konsequenzen werde er nach einem Gespräch mit Protasiewicz treffen. Der EU-Parlamentarier gehört Tusks liberalkonservativer Partei "Bürgerplattform" an.

Protasiewicz räumte im Gespräch mit TVN 24 ein, im Flugzeug "zwei kleine Flaschen Wein" getrunken zu haben. Er wolle den Vorfall im Europaparlament zur Sprache bringen und habe schon mit Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) gesprochen. Protasiewicz leitet den Wahlkampf der polnischen liberal-konservativen Bürgerplattform (PO) für die Wahlen zum Europaparlament im Mai.

(dpa)
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