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Wegen Vorwurf der Untreue Verliert Unicef jetzt Spenden-Siegel?

Berlin (RPO). Das Kinderhilfswerk Unicef gerät immer stärker unter Druck. Einige Großsponsoren wie Payback und Procter und Gamble erwägen, ihre Spenden einzustellen, rund 10.000 Fördermitglieder haben bereits ihre Mitgliedschaft gekündigt. Und nun könnte das Kinderhilfswerk auch noch sein Spenden-Siegel verlieren.

Die wichtigsten Fakten zum Unicef-Skandal
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Foto: ddp

Wie der Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), Burkhard Wilke, am Donnerstag in Berlin sagte, läuft derzeit eine Nachprüfung, ob Unicef das Gütesiegel für Spendenorganisationen behalten darf. Das Institut prüft bei Spendenorganisationen die Verwendung ihrer Einnahmen und vergibt das jeweils ein Jahr lang gültige Qualitätssiegel.

Untersucht würden bei Unicef die Beschäftigung externer Berater und ihre zum Teil erfolgsabhängige Bezahlung, sagte Wilke. Die Aberkennung des Siegels sei nach derzeitigem Kenntnisstand unwahrscheinlich. Eine andere Möglichkeit sei es, Unicef strengere Auflagen zu machen.

Nachprüfungen seien nicht ungewöhnlich, betonte Wilke. Jedes Jahr würden fünf bis zehn Spendenorganisationen wegen Hinweisen auf Ungenauigkeiten gesondert untersucht. "Es gibt nicht die hundertprozentig fehlerlose Spendenorganisation", sagte Wilke. 30 Prozent der Organisationen, die das Siegel zum ersten Mal beantragten, bekämen eine Absage. UNICEF dagegen trage das Gütezeichen seit 1995, insgesamt sind es laut DZI derzeit rund 230 Organisationen.

Trotzdem geht das DZI den Vorwürfen nach: "Es gibt keinen Grund, Fehler, die bei Unicef passiert sind, zu verharmlosen", sagte Wilke. Es sei aber falsch, alle Zweifel und Unsicherheiten gegenüber Spendenorganisationen auf Unicef abzuladen. Die Organisationen müssten auch über die Vorgaben des Siegels hinaus transparenter für ihre Spender werden, appellierte er. "Aber das ist nicht nur eine Bringschuld", sagte Wilke. Auch die Spender müssten die vorhandenen Informationen wie Jahresberichte stärker nutzen.

Unterdessen ist ein weiterer Großsponsor auf Distanz gegangen. Medienberichten zufolge denkt nun auch der Konzern Procter und Gamble über einen Rückzug nach, berichtet der Berliner "Tagesspiegel". Zuvor hatte schon Payback das Krisenmanagement beim Kinderhilfswerk kritisiert.

Laut Berliner "Tagesspiegel" überlegt Procter und Gamble, ob die Zusammenarbeit mit Unicef fortgesetzt wird. Nach den Vorwürfen über die Verschwendung von Spendengeldern werde im Vorstand des Unternehmens über mögliche Veränderungen gesprochen. Der Konzern unterhält eine globale Kooperation mit dem Hilfswerk.

Zudem zitiert die Tageszeitung "Die Welt" den Hamburger Reeder und Initiator des Unicef-Projekts "Schulen für Afrika", Peter Krämer, mit den Worten, er erwarte eine glaubhafte Entschuldigung der Unicef-Führung. Nach einem bereits am Mittwoch veröffentlichten Bericht von "Spiegel Online" forderte Payback, einer der größten Sponsoren des Hilfswerks, den Vorstand zu "personellen Konsequenzen" auf. Sollte dies nicht geschehen, werde das Unternehmen sein Geld anderen spenden.

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