Vor Wahl des Nachfolgers SPD-Parteitag feiert scheidenden Parteichef Gabriel

Berlin · Die SPD hat ihren scheidenden Vorsitzenden Sigmar Gabriel beim Sonderparteitag gefeiert. Er selbst lobte in seiner Rede seinen Nachfolger Martin Schulz: "Du bringst nicht nur Deinen Kopf, sondern auch Dein Herz in die Politik."

 Sigmar Gabriel mit Nachfolger und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.

Sigmar Gabriel mit Nachfolger und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.

Foto: dpa, mkx

Gabriel habe die Partei von 2009 an "wieder aufgerichtet" und ihr den Weg gezeigt, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft am Sonntag zum Auftakt eines Sonderparteitags.

In Berlin soll der SPD-Hoffnungsträger Martin Schulz zum Parteichef und Kanzlerkandidaten gekürt werden. Die Sozialdemokraten hätten mit Gabriel an der Spitze viele Landtagswahlen gewinnen und im Bund viel durchsetzen können.

"Für alle, die jetzt eine melancholische Abschiedsrede von mir erwarten, die muss ich enttäuschen", sagte Gabriel bei seiner Rede. "Das Amt des SPD-Vorsitzenden abzugeben, war sicher eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens, aber auch eine der richtigsten." Er erwarte einen freudigen, fröhlichen Übergang zu Schulz. Vielmehr wolle die SPD jetzt Aufbruch symbolisieren. "Martin, Du tust der Partei gut", sagte er an seinen Nachfolger gerichtet.

Gabriel verglich Schulz mit Willy Brandt: "Du kennst das Leben - und zwar auch da, wo es Schattenseiten hat", so der ehemalige Parteivorsitzende. "Du weißt, wie das Leben derjenigen im Land ist, die jeden Tag zur Arbeit gehen. Du weißt, wie sich Menschen fühlen. Du bringst nicht nur Deinen Kopf, sondern auch Dein Herz in die Politik." Damit bliebt Gabriel auf der Parteilinie, wonach Schulz als "Mann des Volkes" präsentiert wird.

Die Partei wolle für die Menschen in Deutschland stehen, die sich engagieren und für ihr Land einsetzen. "Man muss und darf als Sozialdemokrat auch richtig zornig sein, wenn man auf Leute stößt, die das Land kaputt reden wollen", so Gabriel. Auch das trage Schulz in sich. "Ich habe es Euch nicht immer einfach gemacht und hab Euch gefordert", sagte Gabriel. "Aber glaubt mir, Martin ist da nicht besser."

Lobende Worte fand Gabriel auch für Frank-Walter Steinmeier, der seit dem heutigen Sonntag Bundespräsident ist. Gabriel hatte Steinmeier als Außenminister ins Amt gefolgt. "Wer auf der Suche nach guten Kanzlerkandidaten ist, der ist gut beraten, sich in der SPD umzuschauen", so Gabriel.

Gabriel hatte nach siebeneinhalb Jahren an der SPD-Spitze den Weg für Martin Schulz freigemacht. Seitdem hat die Partei in Umfragen stark zugelegt. Diese Entscheidung zeige, wie sehr Land und Partei Gabriel am Herzen lägen, sagte Kraft. "Du kannst stolz auf dich sein." Der Vizekanzler und Außenminister nahm den Jubel und langen Applaus seiner Partei sichtlich gerührt entgegen. Er hatte als Parteichef viele Kritiker in der SPD.

(vek/dpa)
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