Nach umstrittener Clown-Äußerung Oleg Popow weist Steinbrück in die Schranken

Mehrere echte Clowns ärgern sich über den Clown-Vergleich von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. "Ein Zirkusclown ist kein Depp, den man auf eine Stufe mit Berlusconi stellt", sagte der Chef des Circus Roncalli, Bernhard Paul (65), der Nachrichtenagentur dpa in Köln.

Oleg Popov - ein Clown wird 80
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Der russische Star-Clown Oleg Popow (82), der in Bayern lebt, sagte der Münchner Tageszeitung "tz" (Wochenende): "Ein Clown darf nur Clown genannt werden, wenn er die Fähigkeit besitzt, im Theater oder im Zirkus aufzutreten und die Menschen damit zu erfreuen. Wenn er das nicht kann, würde ich ihn eher einen Schelm nennen."

Steinbrück hatte gesagt, bei den italienischen Wahlen hätten "zwei Clowns gewonnen". Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano sagte deshalb ein Treffen mit dem SPD-Kandidaten ab. "Clown ist ein ehrenwerter, ganz schwieriger, sensibler, künstlerischer Beruf", sagte der österreichische Zirkusdirektor Bernhard Paul, der selbst seit 36 Jahren ein gefeierter Clown ist. In einem offenen Brief an den SPD-Spitzenpolitiker ließ er seinem Ärger über die Bemerkung freien Lauf. Er unterschrieb mit seinem bürgerlichen Namen und seinem Künstlernamen "Zippo".

Steinbrück hatte am Dienstag nach dem Wahlausgang in Italien gesagt: "Bis zu einem gewissen Grad bin ich entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben." Damit bezog er sich auf den ehemaligen TV-Komiker Beppe Grillo und Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano sagte daraufhin ein Treffen mit dem SPD-Kandidaten ab.

"Ich bin mindestens so beleidigt wie der italienische Präsident", schrieb Paul, der in der Manege in der Rolle als Dummer August "Zippo" auftritt. Durch die Clown-Äußerung fühle er sich vor den Kopf gestoßen. Paul verwies auf weltberühmte Artisten wie Charlie Rivel und Grock. Steinbrück benutze das Wort "Clown" als Schimpfwort für fragwürdige Politiker, kritisierte der Roncalli-Chef.

Für das Publikum sei der Clown eine tröstliche Figur. "Das ist ein Mensch, der in der Tradition der Commedia dell' Arte die Menschen zum Lachen bringt, ohne sie dabei zu einem Opfer zu machen." Und es sei ein pazifistischer Beruf - denn wer lache, sei nicht mehr in der Lage, Böses zu tun. "Wie kann man das vergleichen mit Bunga-Bunga?", fragte der Zirkusdirektor. Unter dem Stichwort Bunga-Bunga sind die Eskapaden des langjährigen italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi bekanntgeworden.

Paul betonte, die Lage der Zirkusse sei nicht eben rosig. "Wir kämpfen den ganzen Tag ums Überleben." Die Zahl der Zirkusse gehe zurück. "Und der Zirkusclown stirbt aus, weil alles Comedy ist."

(lnw/felt/sap)
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