Oppositionsführer will gegen Müller antreten Heiko Maas lässt Lafontaine in die Reihe treten

Saarbrücken (rpo). Ob er nun dem Druck aus Berlin nachgeben hat oder nicht, Heiko Maas will als saarländischer SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl antreten. Seine Begründung: "Ich will das, ich kann das, also mache ich das." Damit sind die Spekulationen über ein Comeback von Oskar Lafontaine aus der Welt.

<P>Saarbrücken (rpo). Ob er nun dem Druck aus Berlin nachgeben hat oder nicht, Heiko Maas will als saarländischer SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl antreten. Seine Begründung: "Ich will das, ich kann das, also mache ich das." Damit sind die Spekulationen über ein Comeback von Oskar Lafontaine aus der Welt.

Lafontaine hatte seine Gefühle immerhin noch vor kurzem bei seinem 60. Geburtstag mit dem eines "alten Schlachtgauls" verglichen, der unruhig werde, wenn er die Trompeten hört.

Maas selbst hatte auch monatelang die an der Saar immer noch zahlreichen Anhänger von "Oskar" von einem Comeback des Kanzler-Kritikers träumen lassen. Doch am Mittwochabend machte der Landes- und Fraktionsvorsitzende klar Schiff. Gleichzeitig bestritt er vehement, dass er damit Druck aus der Berliner Parteizentrale nachgegeben habe.

"Stoppt Lafontaine an der Saar"

Immerhin hatten Generalsekretär Olaf Scholz und Fraktionschef Franz Müntefering mit ihren Warnungen vor dem Ex-Bundesvorsitzenden Erinnerungen an den Slogan "Stoppt Lafontaine an der Saar" wachgerufen, mit dem die Bundes-CDU in den 80er Jahren vergeblich die Karriere des Polit-Profis zu stoppen suchte.

Auch wenn Lafontaine nur die zweite Geige spielen soll, will Maas von dessen Erfahrungen profitieren. Der 37-Jährige machte denn auch klar, welche Rolle er seinem früheren Mentor zugedacht hat: Der nach eigener Einschätzung "erprobte Wahlkämpfer" soll vor allem die enttäuschten SPD-Wähler mobilisieren, die in letzter Zeit den Urnen fern geblieben sind.

"Auch in schwierigen Zeiten Verantwortung übernehmen"

Als weiteres Motiv für seine Entscheidung, selbst den nach vier Regierungsjahren sehr populären Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) herauszufordern, führt Maas an, er wolle sich "nicht drücken, sondern auch in schwierigen Zeiten Verantwortung übernehmen". Was Maas diplomatisch als "keine leichten Rahmenbedingungen" umschrieb, nannte Lafontaine sogleich als "ungeheuren Gegenwind aus Berlin" beim Namen.

Der eher als Modernisierer geltende Maas reiht sich seit einem Jahr in die Reihe der Kritiker der Bundesregierung ein. Es werde "zu viel Flickschusterei" betrieben, es seien keine Gesamtkonzepte sichtbar und das Gespür für soziale Gerechtigkeit sei völlig verloren gegangen, beklagt Maas. Andererseits verbindet ihn mit Schröder, der ihn einmal öffentlich als "einen der kommenden Leute der SPD von morgen" lobte, die Einsicht in die Notwendigkeit von Innovation.

Von seinen Vorgängern in der SPD Saar, Reinhard Klimmt und Oskar Lafontaine, übernahm Maas, der nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Saarlouis beim Ford-Automobilwerk am Fließband stand und so vor dem Jura-Studium die Arbeitswelt kennen lernte, die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit. Dies sei die Pflicht, das Bemühen um neue Wählerschichten im Dienstleistungsbereich die Kür: Auf die Mischung kommt es an", gibt sich Maas überzeugt.

"Alles drin von der Frühpensionierung bis zum Kanzler"

Trotz derzeit schlechter Umfrageergebnisse rechnet sich der eher schmächtige Hobby-Sportler bei den Landtagswahl in zehn Monaten Chancen aus. "Als Fußballer habe ich nie auf Ergebnis, sondern immer auf Sieg gespielt", hält Maas Skeptikern entgegen. Sein Alter sieht er keinesfalls als Nachteil: "Ich war immer der Jüngste", erklärte Maas einmal voll Stolz.

Mit 30 Jahren zum Staatssekretär berufen, zwei Jahre später Umweltminister, nach der Wahlniederlage der Saar-SPD 1999 Fraktionschef, ein Jahr später mit der Übernahme des Landesvorsitzes alleiniger Oppositionsführer, seit 2001 im Bundesvorstand und nun auch von Lafontaine anerkannter Spitzenkandidat der saarländischen Genossen.

Das Tempo, mit der er die innerparteiliche Karriereleiter erklomm, lässt die bisherige Enkel-Generation in der SPD alt aussehen. "In meinem Fußballverein bin ich spielberechtigt für die Alt-Herren-Mannschaft", hält Maas Bedenkenträgern entgegen. Außerdem ist er sich der Unwägbarkeiten einer politischen Karriere bewusst: "Wenn man mit 32 Minister ist, ist noch alles drin von der Frühpensionierung bis zum Kanzler", kommentierte er einmal mit feiner Selbstironie seinen raschen Aufstieg.

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