Warenhauskonzern: Galeria schließt 16 seiner 92 Warenhäuser
EILMELDUNG
Warenhauskonzern: Galeria schließt 16 seiner 92 Warenhäuser

Krieg nach dem Krieg Bushs Milliardenflop: US-Strategie im Irak griff kräftig daneben

Bagdad (rpo). Der 1. Mai war ein klasse Tag für US-Präsident George Bush. Im Kampfjet schwebte er auf dem Flugzeugträger "USS Abraham Lincoln" ein und verkündete telegen in seiner Pilotenmontur das Ende der "Hauptkampfhandlungen" im Irak. Sechs Monate danach sieht alles ganz anders aus, es ist die Rede von Bushs "87-Milliarden-Dollar-Flop".

"Mission accomplished" (Auftrag durchgeführt) stand damals auf einem Banner, das sich über die Brücke des Flugzeugträgers spannte.

Genau ein halbes Jahr später prangt Bushs Porträt auf dem Titelbild des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek", eingerahmt von wenig schmeichelhaften Schlagzeilen: "Bushs 87-Milliarden-Dollar-Flop. Verschwendung, Chaos und Vetternwirtschaft. Die wahren Kosten für Iraks Wiederaufbau".

Im Irak läuft nämlich nichts so, wie es sich Washingtons Kriegsplaner vor dem Einmarsch oder selbst noch am 1. Mai ausgemalt hatten. Zwar hatte die US-Armee dank ihres High-Tech-Monopols den "heißen" Krieg in nur drei Wochen für sich entschieden.

Saddams Regime fiel schon am 9. April. Doch das Land versank im Chaos, Plünderer wüteten und zerstörten die Infrastruktur. Die US-Strategen hatten keine Vorkehrungen für das Machtvakuum nach dem Sturz des Regimes getroffen.

Nur mit Mühe gelang es der Besatzungsverwaltung, nach mehreren Monaten ein Minimum an öffentlicher Sicherheit und Dienstleistungen wiederherzustellen. Doch den "Kampf um die Herzen und Hirne" der Iraker droht sie zu verlieren. Nur 15 Prozent der Bevölkerung empfinden die Amerikaner nach einer jüngsten Umfrage des Irakischen Zentrums für Forschung und Strategische Studien als Befreier. Nach dem 9. April waren es immerhin noch 43 Prozent.

Die Amerikaner hatten den Krieg mit der Bedrohung durch Saddams Arsenal von Massenvernichtungswaffen begründet. In den Monaten danach wurde trotz intensiver Suche nichts davon gefunden. "Wie sollen wir ihnen trauen, wenn sie in einer so zentralen Frage gelogen haben?", gibt der Politikwissenschaftler Omar Wamid Nadhmi eine weit verbreitete Stimmung wieder. Die Besatzer würden lediglich ein Marionettenregime installieren, um den Ölreichtum des Landes ungehindert ausbeuten zu können, glauben viele Iraker.

Die Versäumnisse der ersten Stunde, das unsensible Auftreten im Umgang mit der Bevölkerung und deren Misstrauen schüren einen bewaffneten Widerstand, der immer intensiver wird. Der Krieg nach dem Krieg ist längst im Gange. Täglich sterben US-Soldaten durch Sprengfallen, bei Panzerfaust-Angriffen, in Hinterhalten.

117 waren es seit Bushs Erklärung am 1. Mai, drei mehr als im Krieg. Fundamentalistische Gotteskämpfer aus dem ganzen Nahen Osten sickerten in großer Zahl über die ungesicherten Grenzen ins Land. Sie tragen - wie die Anschlagsserie gegen das Rote Kreuz und Polizeiwachen am vergangenen Montag in Bagdad zeigte - ihren eigenen destabilisierenden Terrorkrieg gegen den "Großen Satan" USA in das besetzte Land.

Mit dem von Bush beim US-Kongress beantragten 87-Milliarden- Dollar-Paket erhofft sich die US-Verwaltung Fortschritte im Alltag, die die Iraker am Ende umstimmen würden. Bezahlt wird das von den amerikanischen Steuerzahlern. Einige von ihnen haben nicht vergessen, was ihnen US-Spitzenpolitiker vor dem Krieg versichert hatten: der ölreiche Irak werde schnell in der Lage sein, den Wiederaufbau selbst zu finanzieren. Der desolate Zustand der irakischen Ölindustrie wurde freilich sträflich unterschätzt.

Am vergangenen Sonntag entging US-Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz auf einer Bagdad-Visite in seinem Hotel einem Raketenwerfer-Anschlag. Er gilt als einer der treibenden Motoren hinter dem Irak-Krieg. Der gewaltsame Sturz Saddams sollte den Weg zu einer "demokratischen Neuordnung" im ganzen Nahen Osten freimachen. Auch das erwies sich als Trugschluss.

"Der Kriegsausgang hat einen der übleren Tyrannen beseitigt", schreibt der US- Militärwissenschaftler Antony Cordesman in seiner 427-Seiten-Studie "Lektionen aus dem Irak-Krieg", "aber weder hat er den Nahen Osten grundlegend verändert noch die wesentlichen Spannungslinien entschärft."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort