Krichenvertreter zeigen sich "schockiert" Heftige Kritik an Vorstoß für mehr Embryonenforschung

Berlin (rpo). Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hat sich mit ihrem Vorstoß zur Lockerung des Embryonenschutzgesetzes auf dünnes Eis begeben. Von allen Seiten hagelt es Kritik.

<P>Berlin (rpo). Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hat sich mit ihrem Vorstoß zur Lockerung des Embryonenschutzgesetzes auf dünnes Eis begeben. Von allen Seiten hagelt es Kritik.

Die Deutsche Bischofskonferenz wandte sich in einer in Bonn verbreiteten Erklärung entschieden gegen Zypries' Auffassung, das Stammzellen-Gesetz solle bei entsprechenden Wünschen aus der Wissenschaft gegebenenfalls überprüft werden. Die Katholische Kirche trete "für die Anerkennung der Menschenwürde zu jedem Zeitpunkt menschlichen Lebens ein", hieß es.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, sagte in Köln, er "finde es bedauerlich, dass die ethische Diskussion der letzten Jahre jetzt plötzlich bei einem verantwortlichen Regierungsmitglied auf so etwas hinaus läuft". Die hannoversche evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann zeigte sich in der "Neuen Presse" (Donnerstag) aus Hannover "schockiert".

Der Unionspolitiker Peter Liese, Bioethik-Experte im Europäischen Parlament, warnte in der Zeitung "Die Welt", der von Zypries geplante eingeschränkte Embryonenschutz gefährde die Bestrebungen der Vereinten Nationen für ein weltweites Klonverbot.

Der Vorsitzende der Bundestags-Enquetekommission zur Bioethik, René Röspel, sprach sich gegen eine Lockerung des Embryonenschutzes aus. Der SPD-Politiker sagte der "Berliner Zeitung" (Donnerstag): "Ich teile die Einschätzung von Frau Zypries nicht." Er erwarte aber keine konkreten Auswirkungen durch die Wende im Justizministerium.

Der Gentechnik-Experte der Grünen, Reinhard Loske, sagte der "Berliner Zeitung", die Überlegung von Zypries sei "weder verfassungs- noch forschungspolitisch notwendig". Deutschland habe mit der Stichtagsregelung zum Import von Stammzellen einen guten Weg eingeschlagen. Überschüssigen Embryonen nun die Menschenwürde abzusprechen, sei ein klares Abweichen von der bisherigen Linie und öffne "fragwürdigen juristischen Abweichungen Tür und Tor".

Eineinhalb Jahre nach einem parteiübergreifenden Bundestags- Beschluss zur Stammzellenforschung war die Justizministerin am Mittwoch von der Position ihres Hauses abgerückt, auch im Reagenzglas erzeugten Embryonen den vollen Schutz der Menschenwürde zuzuerkennen. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) plädierte nach Angaben eines Regierungssprechers für eine neue Debatte. Mit schnellen Gesetzesvorstößen ist nach Angaben einer Sprecherin von Zypries aber nicht zu rechnen.

Mit Stammzellen vom Menschen wollen Mediziner in Zukunft schwere Krankheiten heilen. Sie werden vor allem aus Embryonen gewonnen, die bei einer künstlichen Befruchtung entstehen und nicht mehr für eine Schwangerschaft benötigt werden. In Deutschland dürfen Wissenschaftler Stammzellen aus menschlichen Embryonen - in Ausnahmefällen - für "hochrangige Forschungsziele" importieren.

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