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Epidemie in NRW Experten und Politiker raten dringend zu Masernimpfung

Düsseldorf (rpo). Angesichts des Masern-Ausbruchs in Nordrhein-Westfalen haben Experten und Politiker dringend appelliert, sich gegen die Infektionskrankheit impfen zu lassen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt erklärte, Säuglinge und Kleinkinder seien besonders stark bedroht. Ein mit Masern infizierter zweieinhalbjähriger Junge aus Duisburg schwebt weiter in Lebensgefahr.

In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Landesinstituts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (lögd) seit Jahresbeginn 1169 Masernfälle gemeldet worden, hauptsächlich aus den Regionen Duisburg und Mönchengladbach. In vier Fällen wurden bisher schwerwiegende Komplikationen beobachtet. Die Viren können Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis) auslösen.

Die meisten empfohlenen Impfungen sollten deshalb schon im dritten Lebensmonat begonnen werden. Kleinkinder könnten heute mit wenigen Impfungen effektiv gegen eine ganze Reihe von Krankheiten geschützt werden, betonte Schmidt: "Ich appelliere an alle Eltern: Lassen Sie ihre Kinder impfen! Nehmen Sie die Verantwortung für die Gesundheit ihrer Kinder wahr!"

Drei Patienten außer Lebensgefahr

Während drei Patienten, ein siebenjähriges Mädchen, ein 17-jähriger Junge und eine 26-jährige Frau inzwischen außer Gefahr sind, besteht für einen zweieinhalbjährigen Junge aus Duisburg weiter Lebensgefahr. Das Kind, bei dem Impfungen wegen eines Immundefekts wirkungslos blieben, solle nun im Uniklinikum Bochum versuchsweise mit neuartigen, bisher aber nur im Ausland erhältlichen Medikamenten behandelt werden, berichtete der Leiter der Kinderklinik am des Katholischen Klinikum Duisburg, Dr. Peter Seiffert.

Das Kind sei im Krampfzustand in sein Hospital eingeliefert worden, erklärte Seiffert. Nach erster Behandlung sei sein Zustand weitgehend unverändert. Der Junge sei nur zeitweise bei Bewusstsein. Auch wenn er überlebe, bestehe die Gefahr einer bleibenden Behinderung.

Der Leiter der Abteilung Hygiene und Infektiologie beim lögd in Münster, Horst-Gerhard Baumeister, berichtete von einer rückläufigen Zahl der Neuerkrankungen. Von 144 neuen Fällen vor zwei Wochen sei die Zahl auf 90 in der vergangenen Woche und bisher nur noch 67 in der laufenden Woche gesunken. Das sei klar eine Auswirkung der Osterferien, sagte er. Es habe ohne Besuch der Schule einfach weniger Ansteckungsmöglichkeiten gegeben. Das zeige einerseits, dass es durchaus wirksam wäre, Kinder bei Masernverdacht von der Schule fernzuhalten. Es zeige auch, dass es sinnvoll sei, jedes Kind gegen Masern zu impfen, das die Krankheit noch nicht gehabt habe oder das noch nicht geimpft sei.

Robert-Koch-Institut fordert verbindliche Impfziele

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin, Reinhard Kurth, forderte ein Impfprogramm, "in dem Impfziele verbindlich formuliert werden und bei dem der Erfolg kontrolliert wird". Das Institut kritisierte, dass die Impfraten bei Masern in Deutschland zu gering seien. Bei der Schuleingangsuntersuchung im Jahr 2004 hätten 93,3 Prozent der Kinder die erste und 65,7 Prozent die zweite Impfung hinter sich gehabt. Die Eliminierung der Masern bis 2010, zu der sich auch die Bundesrepublik bekannt habe, sei aber nur mit Durchimpfungsraten über 95 Prozent erreichbar.

Masern seien eine der ansteckendsten Krankheiten, die es gebe, erklärte Kurth. "Bei zehn bis 20 Prozent der Erkrankten kommt es zu Komplikationen, die in Einzelfällen auch zu Behinderung und Tod führen können." Weltweit starben nach seinen Worten im Jahr 2003 rund 530.000 Menschen, meist Kinder, an der Viruserkrankung.

(ap)
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