Bundeswehrstandort Fürstenfeldbruck Die "Wiege der Luftwaffe" wird endgültig geschlossen

Fürstenfeldbruck (RPO). Die Würfel sind gefallen: Die Bundeswehr wird 31 Standorte bundesweit schließen - einer davon ist der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. In der bayerischen Gemeinde schwankt nach der Bekanntgabe der Schließungspläne für den traditionsreichen Fliegerhorst der Bundeswehr zwischen Bedauern und Gelassenheit.

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Foto: DAPD

Für viele Menschen in der 34.000-Einwohner-Stadt nordwestlich von München kam das Aus für "Fursty", wie der Fliegerhorst liebevoll genannt wird, nicht überraschend. Denn geflogen wird in der "Wiege der Luftwaffe" schon lange nicht mehr. Heute ist Fürstenfeldbruck in erster Linie Offiziersschule der Luftwaffe - und die hat einen Sanierungsbedarf, den Experten auf mindestens 100 Millionen Euro beziffern.

Horst Jirgl, Chef des dortigen Verbandes der Gewerbetreibenden, hat die Entscheidung nicht überrascht. Dennoch warnt er vor Einnahmerückgängen. "Ich sehe das sehr negativ, denn es wird ganz sicher ein Kaufkraftverlust sein", sagt Jirgl, der zudem in der Hauptstraße das "Wiener Hendlhaus" betreibt. Von der künftigen Nutzung des Flughafengeländes erwartet er wenig Gutes. Im Gespräch sind eine Teststrecke für BMW und eine Trabrennbahn.

Auch im wenige Meter entfernten Rathaus herrscht trübe Stimmung. "Ich bin enttäuscht, dass dieser Traditionsstandort geschlossen wird, wir hatten zumindest die Hoffnung, dass die Offizierschule der Luftwaffe gehalten werden kann", beklagt Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU). Bis zuletzt hatten sich Kellerer sowie die örtlichen Wahlkreisabgeordneten - unter ihnen besonders die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Gerda Hasselfeldt - für einen Erhalt des Standortes eingesetzt.

Viele Geschäftsleute rechnen nicht mit Einnahmeverlusten

Doch viele Geschäftsleute nehmen die Entscheidung mit Gelassenheit. "Geschäftlich wird sich das nicht auswirken", sagt etwa Klaus Bosch, der in der Hauptstraße ein Tabakgeschäft mit Lottoannahmestelle betreibt. "Für die Region ist das allerdings schon negativ", betont er. Auch andere Geschäftsleute in der Innenstadt erwarten wenig Einnahmeeinbußen. "Die Leute aus der Kaserne gehen doch sowieso nur zu Lidl, Aldi und McDonald's", sagt eine Geschäftsfrau, die ihren Namen nicht nennen möchte.

In der Kaserne selbst herrscht nun eine "gewisse Entspannung", glaubt man den Worten von Major Robert Gericke, Leiter der Informationsarbeit beim Kommando 1. Luftwaffendivision. Schließlich habe monatelang Ungewissheit über die Zukunft geherrscht. Von den rund 3000 Bundeswehrbediensteten in der Kaserne sei zudem lediglich die Hälfte hier fest eingesetzt. Etwa 1.500 seien Schüler der Offiziersschule. Die werden künftig wohl ins mittelfränkische Roth müssen, wo die Offiziersschule künftig ihren Sitz haben soll. Er selbst weiß noch nicht, wo er künftig arbeiten wird.

Ganz überrascht sei man allerdings nicht gewesen, räumt Gericke ein. Schließlich sei der hohe Sanierungsbedarf von mindestens 100 Millionen Euro bekannt gewesen - und ein Fliegerhorst ohne Flughafen sei einfach etwas "Surreales". Und Tradition als Grund für eine Erhaltung sei ein zu schwaches Argument. Auch wenn Fürstenfeldbruck als "Wiege der Luftwaffe" gilt, weil hier 1956 die ersten Flugzeuge an die Bundeswehr übergeben wurden.

(apd/felt)
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