Koch geht in aller Freundschaft Bouffier mit 96 Prozent zum Landeschef gewählt

Willingen (RPO). Roland Koch ist bekanntlich kein Typ für Sentimentalitäten. In seiner letzten Rede als CDU-Landeschef von Hessen kündigt der 52-Jährige am Samstag auf dem Parteitag in Willingen einen "Rechenschaftsbericht" nach zwölf Jahren Amtszeit an. Aber zum Schluss mischt sich doch etwas Abschiedsschmerz in die Szene: Als die Delegierten nicht aufhören zu klatschen, steht Roland Koch immer wieder auf, lächelt verlegen, nickt und winkt. Er gibt seiner Frau Anke einen zärtlichen Kuss auf den Kopf, klopft seinem Nachfolger Volker Bouffier freundschaftlich auf die Schulter.

Das erklärt Roland Koch zum Rücktritt
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Foto: APN

Mit 96 Prozent wird der Innenminister zum neuen Landeschef gewählt. "Ich werde versuchen, die große Tradition der hessischen CDU mit Erfolg fortzuführen", sagt Bouffier. Nächste Woche sollen ihn die Fraktionen von CDU und FDP zum neuen Ministerpräsidenten nominieren.

Sein sechs Jahre jüngerer Freund, Roland Koch, erhält ebenfalls 96 Prozent, er wird zum Ehrenvorsitzenden der hessischen CDU auf Lebenszeit erkoren. Auch wenn Koch seine Abschiedsrede als "abschließenden Bericht" bezeichnet, kann er es sich doch nicht verkneifen, die Koalition in Berlin noch einmal mit scharfen Worten zu mehr Geschlossenheit aufzurufen. Der Zwist arte in eine "Agenturmeldungsschlacht" aus. "Wer glaubt, dass irgendjemand in Deutschland bereit ist, eine bürgerliche Mehrheit attraktiv zu finden, die ein bürgerliches Gewirr ist, der irrt sich", ruft Koch.

Die CDU in Hessen präsentiert sich als Vorbild. Mit Nachdruck dankt der scheidende Ministerpräsident der FDP für die gute Zusammenarbeit, "das ist ein Gebot des Respekts und des Anstands". Schließlich gebe es ohne die Liberalen keine bürgerliche Mehrheit in Hessen. "Deshalb sind wir auch in Dankbarkeit und in einer Loyalität, die über den Tag einzelner Auseinandersetzungen hinausgeht, mit dieser hessischen FDP verbunden", bekräftigt Koch. Natürlich werde auch gestritten, aber hinter geschlossenen Türen. Einigkeit, das ist seine Botschaft - auch an die eigene Partei.

Der ehemalige Vorsitzende erinnert auch an Tiefschläge, zum Beispiel 2008, als die CDU bei der Landtagswahl absackte und die absolute Mehrheit einbüßte. Trotz des Unmuts standen die Mitglieder treu zu Koch, bestätigten ihn damals mit 95,3 Prozent als Landeschef. Auch für die Zeit nach seiner Amtszeit soll daher gelten, "dass Nervenstärke, Loyalität und Geschlossenheit - insbesondere wenn es schwierig wird - Voraussetzungen zum Erfolg sind".

Für seinen Abschied sei jetzt der richtige Zeitpunkt. Allerdings gesteht Koch auch, dass ihm dieser Schritt nicht nur leicht fällt. Im Kopf habe er präzise analysiert, dass die Entscheidung richtig sei: "Doch mein Herz sagt, es ist eigentlich ganz schön hier." Mit warmen Worten macht er sich für seinen Nachfolger Volker Bouffier stark. Sie verbinde eine lange Freundschaft, darauf sei er stolz. Es sei eine Leistung, "trotz Politik" über 30 Jahre befreundet zu sein. Koch schlägt seinen langjährigen Begleiter sogar als stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Union vor. "So unbequem ist der Platz gar nicht, und Volker ist erfahren genug", betont Koch.

Auch Bouffier lobt die Verdienste seines Vorgängers in höchsten Tönen. Die vergangenen zwölf Jahre mit Koch an der Spitze seien für die hessische CDU eine Erfolgsgeschichte gewesen. "Lieber Roland, ohne dich wäre das nicht möglich gewesen", sagt der neue Parteichef. Deshalb will er auch auf Kontinuität setzen. In seiner Rede betont er immer wieder, sich zu den Werten und Wurzeln der hessischen CDU zu bekennen. Neu sei die Person, neu sei der Stil. Doch die Partei müsse sich nicht neu erfinden. Stolz zeigt sich Bouffier auf sein Wahlergebnis von 96 Prozent. "Das ist ein guter Start", sagt Bouffier mit Blick auf seine bevorstehende Nominierung zum Ministerpräsidenten. Nur sein Geschenk zum Wahlsieg wird er so schnell nicht einlösen können: ein Segeltörn rund um Ibiza.

(DDP/top)
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