Kiew Deutsche Grünen-Politiker bei Julia Timoschenko

Kiew · Als erste deutsche Politiker haben die Grünen-Europaparlamentarier Rebecca Harms und Werner Schulz die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin Timoschenko getroffen. Sie hätten sich mehr als zwei Stunden in einer Klinik mit der in der Haft erkrankten Oppositionsführerin unterhalten, sagte Schulz in der ostukrainischen Stadt Charkow.

Der Abgeordnete forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, in die Ex-Sowjetrepublik zu reisen: "Frau Merkel soll den Mut aufbringen, herzukommen und Präsident Viktor Janukowitsch die Meinung zu sagen." Harms sagte nach dem zweistündigen Treffen, es sei lange genug über Demokratie und Menschenrechte verhandelt worden. Jetzt sei die Ukraine am Zug.

"Sie lebt hinter Milchglasscheiben", berichtete Rebecca Harms. Die 51-Jährige sei sehr blass, aber wirke trotz ihres vor Kurzem beendeten Hungerstreiks nicht schwach. Schulz ergänzte: "Sie ist eine sehr tapfere Frau mit dem Herzen von Stürmer Andrej Schewtschenko und der Kraft der Klitschko-Brüder." Sie spreche wenig über ihre eigene Lage, aber in klaren Worten über die des Landes.

Während des Gesprächs seien zwei Aufpasser mit im Zimmer gewesen. Timoschenko habe auf einem Krankenhausbett gelegen, sagte Harms. Schulz erklärte, es sei höchste Zeit, dass sich alle Länder der EU gegen die ukrainische Regierung stellten. An Regierungschef Janukowitsch gerichtet, sagte er: "Wir fordern ihn auf, seinen Reden nach europäischen Standards endlich Taten folgen zu lassen." Die könnte er bereits bei den kommenden Parlamentswahlen zeigen. Alle Oppositionsparteien sollten an diesen Wahlen teilnehmen dürfen.

Schulz und Harms versicherten, sie würden in Europa darauf dringen, dass auch nach der Fußballeuropameisterschaft die Ukraine weiterhin im Fokus der EU bleibe. Außerdem sollten auch die geschäftlichen Verbindungen von Präsident Janukowitsch und weiteren Regierungsmitgliedern, die sie in der EU unterhalten, genauer unter die Lupe genommen werden, forderte Werner Schulz.

(RP)
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