Birmas Idol in Genf gefeiert

GENF Am Ende ihrer Rede traf die Friedensnobelpreisträgerin aus Birma noch einmal den richtigen Ton: "Ich weiß nicht, warum die Leute sagen, dass ich mutig bin", sagte Aung San Suu Kyi (66) mit weicher Stimme. "Ich fühle mich schrecklich nervös." Dann schaute sie mit gütigem Gesicht in den weiten Plenarsaal des Genfer Völkerbundspalasts. Der Applaus brandete daraufhin richtig auf.

Die Delegierten der Internationalen Arbeitsorganisation ILO feierten gestern die zierliche Oppositionsführerin – die Freiheitsheldin legte ihren ersten großen Auftritt auf ihrer Europareise hin. Die ILO hatte schon früh Zwangsarbeit und Unterdrückung unter Birmas Militärjunta angeprangert. Dafür bedankte sich Suu Kyi.

In ihrer Rede formulierte sie mit Entschiedenheit ihr zentrales Anliegen: Die Menschen in ihrer Heimat sollten einen funktionierenden Rechtsstaat aufbauen. "Kraftvolle demokratische Institutionen sind nötig", betonte die Vorsitzende der Partei "Nationale Liga für Demokratie". Zu Beginn ihres ersten Europabesuchs seit Jahrzehnten unterstrich sie auch, dass dafür eine starke Wirtschaft unabdingbar sei, um die materiellen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen.

Höhepunkt der Reise von Aung San Suu Kyi soll die persönliche Entgegennahme des Friedensnobelpreises am Samstag in Oslo sein, der ihr 1991 verliehen wurde. Wegen ihres friedlichen Widerstands gegen das Militärregime hatte Suu Kyi seit 1989 unter Hausarrest gestanden, weshalb sie den Preis nicht entgegennehmen konnte. Die Oppositionsführerin ist nach politischem Tauwetter seit April Parlamentsabgeordnete in ihrem Land.

(RP)
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