Delta auf dem Vormarsch Intensivmediziner fordern höheres Impftempo

Berlin · Die Ausbreitung der Delta-Variante kann Auswirkungen für die Krankenhäuser haben. Ob künftig auch mehr junge Patienten auf die Intensivstationen kommen werden, ist nach Angaben von Experten noch nicht abschätzbar.

 Ein Intensivpfleger arbeitet auf einer Intensivstation an einem Covid-19-Patient. (Archiv)

Ein Intensivpfleger arbeitet auf einer Intensivstation an einem Covid-19-Patient. (Archiv)

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Führende Intensivmediziner haben sich für die Beibehaltung von Impfzentren ausgesprochen und Bund und Länder aufgefordert, beim Kampf gegen die Corona-Pandemie nicht allein die Inzidenzwerte ins Auge zu fassen. „Wir brauchen in Deutschland ein nochmal gesteigertes Impftempo. Es kommt jetzt auf jeden vollständig Geimpften an, um der Delta-Varian­te möglichst wenig Angriffsfläche zu geben“, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, unserer Redaktion. „Fünf Prozent mehr oder weniger Geimpfte machen für eine eventuelle vierte Welle enorm viel aus.“

Hintergrund ist der Vormarsch der Delta-Variante des Coronavirus. Sie ist nach Angaben der Ständigen Impfkommission (Stiko) deutlich ansteckender als die seit März 2021 vorherrschende Alpha-Variante.

Karagiannidis spricht sich im Rennen gegen die Delta-Variante gegen ein Ende der Impfzentren aus. „Die Impfzentren werden dafür auch künftig gebraucht, ich kann von einer Abschaffung nur abraten. Im Gegenteil: Wir müssen Impfungen in sozialen Brennpunkten mit mobilen Impfteams verstärken“, so der Intensivmediziner.

Um die Folgen der Delta-Ausbreitung besser abschätzen zu können, fordert Karagiannidis eine Abkehr vom Fokus auf die Inzidenzwerte. „Ich plädiere für erweiterte Messwerte in der Pandemiebekämpfung. Mit steigender Impfquote ist der Inzidenzwert alleine weniger aussagekräftig, um die potenzielle Gefahr für das Gesundheitssystem messen zu können“, sagte er. „Wir rechnen damit, dass die Inzidenzwerte im Herbst, wie in England aktuell schon der Fall, stärker steigen werden als die Zahl der Intensivpatienten“, so der Intensivmediziner. „Welche Gefahr die Delta-Variante aber für jüngere Menschen birgt, lässt sich im Moment noch nicht abschließend sagen.“

Zuvor hatte auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, auf eine Erweiterung des Inzidenzkriteriums gedrungen. Die Sieben-Tage-Inzidenz sei als alleiniger Parameter untauglich, sagte Gassen dem „Spiegel“. „Es müssen darüber hinaus auch Krankenhausbelegungen, Altersverteilungen, Intensivbelegung, Regionalität und ähnliche Parameter einbezogen werden.“

(jd/rtr)
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