Daniela Schadt – Partnerin in Fernbeziehung

Düsseldorf/Nürnberg "Spätere Heirat nicht ausgeschlossen" – so hieß einst Reinhard Münchenhagens beliebte WDR-Fernsehsendung zwecks Ehe-Anbahnung. Spätere Heirat nicht ausgeschlossen – das passt auch auf das künftig erste Paar der Republik, Joachim Gauck und Daniela Schadt. Der evangelische Theologe aus Berlin, dem die DDR einst den Weg ins Germanistik-Studium und den Journalismus verwehrt hatte, und die politische Journalistin aus Nürnberg werden jetzt womöglich bald nachholen, was sie bereits im Frühjahr 2010 schon einmal erwogen hatten: ihre seit gut zehn Jahren bestehende Partnerschaft ohne Trauschein auch auf dem Standesamt zu bekräftigen, staatsoffiziell zu machen.

Joachim Gauck müsste zuvor noch eine persönlich-juristische Hürde nehmen und sich von seiner Jugendliebe Hansi scheiden lassen. Man heiratete 1959 in Rostock im Alter von jeweils 19 Jahren. Der Bruch kam nach der Wende. Das auf dem Papier noch verheiratete Ehepaar (beide Jahrgang 1940) lebt schon seit 1991 getrennt.

Die 52 Jahre alte neue Gefährtin an der Seite des entpflichteten evangelischen Pfarrers Joachim Gauck stammt aus dem hessischen Hanau und hat, bevor sie bei der konservativ-liberal geprägten "Nürnberger Zeitung" anfing, in Frankfurt am Main Germanistik, Politik und französische Literatur studiert. Sie war noch nie verheiratet und ist kinderlos. "Jochen", wie Daniela Schadt ihren Joachim nennt (er sagt "Dani" zu ihr), hat zwei Söhne und zwei Töchter aus der Ehe mit Hansi Gauck.

Daniela Schadt ist seit mehr als zwei Jahrzehnten verantwortlich für die innenpolitische Berichterstattung der "Nürnberger Zeitung". Ihre Kollegen in der Redaktion beschreiben sie als journalistisch meinungsfreudig, in Privatangelegenheiten jedoch als zurückhaltend – vom Typ her wirkt die sympathische Frau wie das Gegenteil einer Glamour-Lady, die den großen Auftritt über alles schätzt. Sie kann schallend lachen und verfügt zugleich über einen diskreten Charme. Dem war offenbar auch Joachim Gauck schnell verfallen, nachdem sich das spätere Paar berufsbedingt (er hielt in Nürnberg einen Vortrag, sie schrieb darüber, man sprach miteinander) privat näher gekommen war.

Daniela "Dani" Schadt ist eine große Radlerin vor dem Herrn – bei Wind und Wetter. Außerdem begeistert sie sich für klassische Musik und für Bücher.

Da das künftige erste Paar der Republik seit Jahren eine sogenannte Fernbeziehung mit Wochenend-Pendelei führt, wird es sich bald umstellen müssen (dürfen). Sie folgt ihm ins Schloss Bellevue beziehungsweise in die Berlin-Dahlemer Dienstbehausung. Die Frau des Bundespräsidenten ist zwar im Grundgesetz nicht extra erwähnt; aber für die Redakteurin Schadt ist klar, dass sie – ein ungeschriebenes Gesetz – als "Erste Dame" der Bundesrepublik an die Seite des Bundespräsidenten gehört. Man muss zusammen "Staat" machen – im In- und Ausland gemeinsam repräsentieren. Von Daniela Schadt wird zudem erwartet, dass sie dem Beispiel ihrer zehn Vorgängerinnen folgen wird und eine öffentlichkeitswirksame Aufgabe als Schirmherrin einer gemeinnützigen Organisation übernimmt.

Man erzählt sich, dass die nicht ins Rampenlicht drängende schreibende Journalistin 2010 nicht hellauf begeistert gewesen sei von der Vorstellung, nach Schloss Bellevue umzuziehen. Als dann jedoch Joachim Gauck gegen Christian Wulff das Nachsehen hatte, war sie mit ihrem Jochen und für ihn traurig. Er hat sie damals nicht gefragt, ob er die Nominierung annehmen solle; auch diesmal wird das nicht anders gewesen sein. Daniela Schadt hat offenbar keine außergewöhnlichen Probleme damit, Prioritäten anzuerkennen, konkret: an die Seite zu treten, den Job aufzugeben, wenn der geliebte Partner zum großen Karrieresprung ansetzt und wenn es die Staatsräson erfordert.

(RP)
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