Nürnberg BA-Chef will eine Milliarde sparen

Nürnberg · Die Zahl der Arbeitslosen wird trotz Konjunktureintrübung auch im kommenden Jahr auf niedrigem Niveau verharren. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, erwartet eine "Seitwärtsbewegung". Das Jahr 2012 werde voraussichtlich mit einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 2,9 Millionen enden. Die Staatsschuldenkrise in Europa habe zwar Wirkung auf die Auftragslage deutscher Unternehmen, "diese kann aber durch Aufträge aus Drittstaaten kompensiert werden", betonte der BA-Chef. Positiv wirkt aus seiner Sicht auf den Arbeitsmarkt auch, dass die Konjunkturprogramme der vergangenen Jahre noch nachwirkten und dass die gute Lohnentwicklung die Binnenwirtschaft stärke.

Der Vertreter der Arbeitgeber im Verwaltungsrat der Bundesagentur, Peter Clever, sieht die Lage etwas weniger optimistisch: "Es ist absehbar, dass Asien nicht mehr kompensieren kann, was durch die Euro-Krise wegbricht." Er bemängelte, die Bundesregierung habe es verhindert, dass die BA in den konjunkturell guten Zeiten Rücklagen für Phasen mit höherer Arbeitslosigkeit hätte bilden können.

Für die Zukunft seiner Behörde hat sich Weise ein ehrgeiziges Programm auferlegt. Bis 2016 will er insgesamt eine Milliarde Euro einsparen. Der Batzenanteil von 750 000 Euro soll durch Personalabbau zustande kommen. Die Behörde will die Zahl ihrer Mitarbeiter bis Ende 2015 von heute 115 300 um 17 000 reduzieren. Entlassungen soll es allerdings nicht geben. Weise setzt vielmehr darauf, Stellen, die durch Fluktuation frei werden, nicht wieder nachzubesetzen. Er versprach: "Unsere Kundschaft wird den Stellenabbau nicht bemerken." Trotz gesunkener Arbeitslosenquote hat die Arbeit der Vermittler in den vergangenen Jahren zugenommen. "Entscheidend sind die Bewegungen am Arbeitsmarkt", betonte Clever. Während es im Jahr 2005 bei 4,86 Millionen Arbeitslosen 16,6 Millionen An- und Abmeldungen gegeben habe, seien es 2010 bei nur 3,24 Millionen Beschäftigungslosen insgesamt 18,6 Millionen Bewegungen gewesen.

In der Vermittlung besonders aufwendig sind Langzeitarbeitslose. Sie gelten derzeit als das Hauptproblem für die Vermittler. Etwa zwei Drittel von ihnen haben entweder keinen Schulabschluss, keine Berufsausbildung oder sind älter als 50 Jahre. Um einen Langzeitarbeitslosen dauerhaft in einen neuen Job zu bringen, muss die BA 3150 Euro aufwenden. Weise betonte, er sei "enttäuscht", dass bislang nicht mehr Vermittlungserfolge gelängen. Durch mehr individuelle Beratung und Hilfen im Alltag für die Langzeitarbeitslosen soll die Quote verbessert werden.

(qua)
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