1500 Menschen kamen innerhalb von 24 Stunden Zahl der syrischen Flüchtlinge in der Türkei steigt rapide

Istanbul/Beirut · Die Zahl der syrischen Flüchtlinge in der Türkei hat mit 29.500 Menschen einen neuen Höchststand erreicht. Innerhalb der letzten 24 Stunden seien 1500 Flüchtlinge angekommen, hieß es aus dem türkischen Außenministerium am Mittwoch.Die Flüchtlinge sind in mehreren Provinzen an der Grenze zu Syrien in Zeltunterkünften untergebracht. Etwa 50 Verletzte und Kranke werden in Krankenhäusern der Region behandelt.

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Der syrische Staatschef Baschar al-Assad lässt seit Mitte März vergangenen Jahres einen gewaltsamen Aufstand gegen seine Führung blutig niederschlagen. Dabei wurden nach Angaben von Menschenrechtsgruppen bisher mehr als 14.100 Menschen getötet.

Die syrische Opposition feiert unterdessen weiter militärische Erfolge. Die Rebellen haben Panzer und Helikopter des Regimes zerstört - die dazu nötigen schweren Waffen stammen angeblich aus dem Ausland. Aber auch die Regierungstruppen rüsten auf - angeblich mit Hilfe Moskaus.

"Es gibt keinen Zweifel, dass die syrischen Rebellen in den vergangenen Wochen Lieferungen von hoch entwickelten Waffen erhalten haben, sonst könnten sie solche Schläge nicht durchführen." Militärexperten wie der pensionierte libanesische General Hischam Jaber sind überzeugt, dass Syriens Rebellenarmee Hilfe aus dem Ausland erhalten hat. Die Kämpfer der "Free Syrian Army" (FSA) wollen in den vergangenen Wochen Panzer und Kampfhubschrauber der Regierung abgeschossen haben. "Man kann mit einer Kalaschnikow keine Panzer abschießen", meint Jaber.

Die Rebellenkämpfer haben angeblich vermehrt Regierungstruppen in den Grenzgebieten zu der Türkei, dem Irak und dem Libanon angegriffen und erfolgreich Panzer und Truppentransporter zerstört. Die Waffen dafür sollen aus Saudi-Arabien und Katar stammen und über die Türkei auf Schmuggelwegen in die Hände der Rebellen gelangen, behaupten sowohl ein ehemaliger Offizier der syrischen Armee als auch ein westlicher Diplomat in Beirut. Beide wollten nicht namentlich genannt werden. Man habe Geheimdienstinformationen, dass zwei Schiffe mit leichten und Mittelstreckenwaffen, darunter auch Granatwerfer, in einem türkischen Hafen angelegt hätten, so der Diplomat.

Ankara bestreitet jegliche Waffenlieferungen an syrische Rebellen.
Die Unterstützung der Türkei sei rein humanitärer Art, heißt es. Auch Walid al-Buni, Mitglied des syrischen Oppositionsrats SNC, will sich nicht direkt zu den angeblichen Lieferungen aus Saudi Arabien und Katar äußern. Er besteht darauf, dass die meisten Waffen der FSA aus Angriffen auf Munitionsdepots der Regierung stammen. "Wir haben zwei Quellen für Waffen", erklärt der im Exil in Europa lebende Al-Buni.
"Eine ist von außen. Aber das ist eine oft sehr schwierige Mission, die Leben kosten kann. Die andere ist einfacher - wir beschlagnahmen nach unseren Angriffen auf Armeedepots die Waffen."

Von Syriens Nachbarländern Libanon, Türkei und Irak gibt es nach Al-Bunis Worten keine Unterstützung. "Die Waffen werden auf sehr gefährlichen, illegalen Wegen ins Land gebracht", sagt Al-Buni.

"Die Rebellen haben nun zwar bessere Waffen als zu Beginn des Aufstands im Jahr 2011, aber sie können sich immer noch nicht mit den russischen Waffen der Regierungstruppen messen", warnt der ehemalige Offizier Jaber in Beirut. Russland gilt als der Haupt-Waffenlieferant für das Regime von Baschar al-Assad. Die USA verdächtigen Russland, Kampfhubschrauber an das Regime zu liefern. "Das wird den Konflikt ziemlich dramatisch eskalieren", sagte Außenministerin Hillary Clinton am Dienstag. Die neuen Waffenlieferungen stünden im Widerspruch zu Beteuerungen Moskaus, dessen Militärexporte an Syrien könnten "nicht gegen Zivilisten eingesetzt werden", erklärte Außenamtssprecherin Victoria Nuland.

72 Prozent der Waffen sollen aus Russland stammen

Das stereotyp klingende Dementi Moskaus kam umgehend: Alle von Russland gelieferten Waffen könnten nur zu Verteidigungszwecken eingesetzt werden. Aus der Erklärung ging aber nicht hervor, um welche Abwehrwaffen es sich handelt - die Palette könnte von Luftabwehrraketen über Minen bis zu Defensiv-Handgranaten reichen.

Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) soll Syrien in den Jahren 2007-2011 sechsmal so viele Waffen importiert haben als in den fünf vorhergehenden Jahren. 72 Prozent stammten aus Russland.

Diplomaten und politische Beobachter warnen, dass eine Politik des Kräfteausgleichs zwischen den Rebellen und der Regierung Syriens Abgleiten in einen Bürgerkrieg beschleunigen werde. "Ein verstärkter Fluss von Waffen an die Rebellen und das Regime erhöht das Risiko von religiös motivierten Auseinandersetzungen", befürchtet ein anonym bleiben wollender Diplomat.

(AFP)
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