Wegen Osama bin Laden Trump legt sich mit US-Admiral an

Washington · Im Fox-News-Interview zeigt sich der US-Präsident einmal mehr streitlustig. Zielscheibe ist diesmal der gefeierte Marineadmiral Mc Raven und die von ihm befehligte Operation gegen Osama bin Laden. Für Trumps Tirade hagelt es harsche Kritik.

US-Präsident Donald Trump hat die Tötung von Osama bin Laden zum Anlass für Kritik am eigenen Militär genommen und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Im Interview des Senders Fox News warf er dem Pentagon vor, den Al-Kaida-Chef nicht früher getötet zu haben. „Wäre es nicht nett gewesen, wenn wir Osama bin Laden viel früher gekriegt hätten, wäre das nicht nett gewesen?“, fragte Trump. Zudem griff er den pensionierten Marineadmiral William McRaven an, der als Leiter eines US-Sonderkommandos im Mai 2011 den tödlichen Einsatz gegen bin Laden im pakistanischen Abbottabad organisiert hatte und als Kriegsheld gilt.

McRaven sei im Präsidentschaftswahlkampf 2016 ein „Unterstützer“ seiner demokratischen Rivalin Hillary Clinton gewesen, klagte Trump. Auch ein Anhänger seines Vorgängers Barack Obama sei McRaven.

Fran Townsend, Anti-Terror-Beraterin unter Expräsident George W. Bush, zeigte sich entsetzt über Trumps Worte. „Widerlich“, twitterte sie am Montag.

Leon Panetta, der zur Zeit des Einsatzes gegen bin Laden CIA-Chef war und später Pentagonchef, rief den Präsidenten auf, sich bei McRaven zu entschuldigen. Zudem sollte Trump auch Abbitte bei all jenen im Militär und den Geheimdiensten leisten, die eine Rolle bei der Entdeckung bin Ladens und der riskanten Operation in Pakistan gespielt hätten. Trumps Bemerkungen seien „schlicht lächerlich“, erklärte Panetta. Der Präsident zeige einen erheblichen Mangel an Einsicht in die Arbeitsweisen von Militär und Geheimdiensten und untergrabe seinen eigenen Status als Oberkommandierender.

McRaven selbst sagte dem Sender CNN, er sei sowohl Bewunderer von George W. Bush und Barack Obama, unter denen er gedient habe. „Ich bewundere alle Präsidenten, ungeachtet ihrer politischen Partei, die die Würde des Amtes hochhalten und dieses Amt dazu nutzen, die Nation in herausfordernden Zeiten zusammenzubringen.“ Schon früher hatte das frühere Mitglied der Marinespezialeinheit Navy Seals den Präsidenten für dessen wiederholte Attacken auf die Medien scharf kritisiert. Trumps Worte seien „die größte Bedrohung für die Demokratie“ zu seinen Lebzeiten, hatte McRaven etwa erklärt.

Die Erwähnung ebenjener Kritik hatte Trump am Sonntag im Interview zu seiner Tirade gegen McRaven veranlasst. Zudem griff er auch Pakistan an, wo bin Laden Unterschlupf fand. Das Land erhalte Hilfen von 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr, was er aber gestoppt habe, da „sie nichts für uns tun“, erklärte Trump. Pakistans Ministerpräsident Imram Khan reagierte mit scharfer Kritik. Sein Land habe durch den „US-Krieg gegen den Terror“ 75 000 Todesopfer beklagt und 123 Milliarden Dollar verloren, twitterte er. Dabei seien in die Terroranschläge vom 11. September keine Pakistaner verwickelt gewesen. Die USA hätten seinem Land „winzige“ 20 Milliarden Dollar an Finanzhilfe gewährt.

(mro/dpa)
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