Mitt Romney siegt in Iowa Acht Stimmen für ein Halleluja

Des Moines · Mit hauchdünner Mehrheit hat der US-Republikaner Mitt Romney die Vorwahlen in Iowa gegen seinen schärfsten Widersacher Rick Santorum gewonnen. Obwohl der Dauerlauf um die Kandidatur erst beginnt, hat der Ex-Geschäftsmann beste Chancen auf den Sieg. Sein Wahlkampfmaschine läuft. Doch kann der als wankelmütig geltende Romney im Rennen gegen Barack Obama das konservative Amerika wirklich mobilisieren?

Mitt Romney feiert in Iowa
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Amerika leistet sich ein eigentümliches System der Personalfindung. Denn bevor der Herausforderer gegen den Amtsinhaber antreten kann, muss er sich in monatelangen Vorwahlen gegen parteiinterne Widersacher beweisen. Sich mit Dreck beschmeißen und Millionen von Dollar ausgeben. Die Kandidaten lassen Geld und Kraft, lange bevor der Showdown um das Weiße Haus überhaupt beginnt.

Spreu vom Weizen

Den Auftakt für die Vorwahlen gibt ausgerechnet Iowa. Ein Argarland, in dem mehr Nutztiere als Menschen leben. In dem fast keine Afroamerikaner wohnen und man eine akademische Elite vergeblich sucht. Hier trennt sich zum ersten Mal sprichwörtlich die Spreu vom Weizen, bevor es in New Hampshire, South Carolina und Florida weitergeht. Am 6. März findet der Zirkus seinen Höhepunkt beim Super-Tuesday mit Vorwahlen in zehn Bundestaaten inklusive Texas — dem zweitgrößten US-Bundesstaat nach Kalifornien.

Iowa gibt die Richtung vor. In diesem Jahr machten acht Stimmen den Unterschied. 30.015 Wähler stimmten für Romney. 30.007entschieden sich für den christlich-konservativen Ex-Senator Rick Santorum. Beobachter glauben, dass Romney selbst im Falle einer knappen Niederlage in Iowa langfristig die besten Karten gehabthätte. Weil seine Wahlkampfmaschine im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern bestens geölt ist.

"Glaube, Familie & Freiheit"

Das Team Santorum von Santorum konzentrierte seinen Wahlkampf bisher fast ausschließlich auf Iowa. Seine Wahlkampfaussage "Glaube, Familie & Freiheit" verfing hier besonders gut. Romney hingegen stellte seine Strategie deutlich breiter auf. In die kommenden Rennen in New Hampshire und South Carolina geht er als Favorit. Sein Team bereitete den Boden, in dem es in beiden Staaten bereits kräftig Wahlkampf machte. Gewinnt er dann noch Florida, könnte das Rennen schon am dann folgenden Super-Tuesday entschieden sein.

Mitt Romney — ein kraftvoller Herausforderer für US-Präsident Barack Obama? Viele Amerikaner bezweifeln das. Denn schon im Vorwahlkampf muss der ehemalige Gouverneur von Massachusetts einige Schläge verkraften. Seine Gegner porträtieren ihn als notorischen Wendehals, der seine Meinung öfter ändert, als andere ihre Hemden wechseln.

Wo steht Romney?

Beispiele gibt es viele. Früher war er für strengere Klimagesetze, heute ist er dagegen. Früher befürwortete er das Recht auf Abtreibungen, heute lehnt er es ab. Einerseits hält er nichts von einem Fahrplan für den Abzug aus Afghanistan, weil die US-Armee am Hindukusch bleiben soll, "bis der Job erledigt ist". Andererseits betont er, dass Amerika nicht die Kämpfe einer anderen Nation kämpfen werde, was man durchaus als Rückzugssignal verstehen kann.

Romney ist ein ein Politiker, so glauben viele, der es vermeidet, sich festzulegen. "Meine Spezialität ist es, Probleme zu lösen", sagt Romney: "Ich bin keine Kreatur Washingtons, ich bin ein Mann der Wirtschaft." Gerne erzählt er, wie genügsam er seine Jugendjahre verbrachte, damals in Frankreich, wohin ihn seine Mormonenkirche zum Missionieren geschickt hatte. "Die meisten Wohnungen, in denen ich dort wohnte, hatten weder Dusche noch Badewanne. Und nur diese uralten Klos, mit dem Spülkasten hoch oben unter der Decke."

Harte Hand bei Bain Capital

Es ist ein Versuch, ein Image loszuwerden — das Image eines Verwöhnten, der das wahre Leben nicht kennt, sondern nur dessen Sonnenseiten. Romneys Vater George war Autokonzernlenker und Gouverneur von Michigan. Er selber scheffelte ein Vermögen, als er Bain Capital führte, eine Investmentgesellschaft, die Industriekonglomerate aufkaufte und in Einzelteile aufspaltete, manche Betriebe bankrott gehen ließ und andere rank und schlank zum Erfolg führte, das alles mit sattem Gewinn.

Es gibt Fotos aus den 80ern, die einen Eindruck von der Goldgräberstimmung bei Bain vermitteln. Mit triumphierendem Lächeln zeigt Romney einen Dollarschein vor, manche seiner Partner haben Dollarscheine sogar zwischen den Zähnen. Diese Bilder sind heute seine Achillesferse, Munition für die Rivalen, mögen die Republikaner noch so oft den amerikanischen Traum vom schnellen Aufstieg aus eigener Kraft beschwören.

Gelassener Barack Obama

Es ist ein Versuch, ein Image loszuwerden — das Image eines Verwöhnten, der das wahre Leben nicht kennt, sondern nur dessen Sonnenseiten. Romneys Vater George war Autokonzernlenker und Gouverneur von Michigan. Er selber scheffelte ein Vermögen, als er Bain Capital führte, eine Investmentgesellschaft, die Industriekonglomerate aufkaufte und in Einzelteile aufspaltete, manche Betriebe bankrott gehen ließ und andere rank und schlank zum Erfolg führte, das alles mit sattem Gewinn.

Mitt Romney — ein Mann mit bunter, schwieriger Vergangenheit. Im eher kuriosen Bewerberfeld seiner Partei sticht er dennoch hervor. Die acht Stimmen von Iowa bestätigen diesen Eindruck. Barack Obama dürfte der Präsidentenwahl am 6. November eher gelassen entgegen sehen.

(csi)
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