270 Tote seit Beginn der Feuerpause Syrien kommt trotz Waffenstillstand nicht zur Ruhe

Beirut · Das Blutvergießen in Syrien geht ungeachtet der vereinbarten Waffenruhe weiter. Auch am dritten Tag des islamischen Opferfests lieferten sich Regierungstruppen und Rebellen nach Angaben von Aktivisten erbitterte Gefechte.

Die wichtigsten Gruppierungen der syrischen Opposition
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Foto: dapd, Mohammad Hannon

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Samstagnachmittag den ersten Angriff syrischer Kampfflugzeuge seit Beginn der Feuerpause. In der Wirtschaftsmetropole flammten tödliche Kämpfe zwischen Rebellen und der kurdischen Minderheit auf. Der Irak zwang derweil zum zweiten Mal in diesem Monat ein iranisches Flugzeug mit Ziel Syrien zur Landung.

Begonnen hatte die von dem internationalen Syrien-Sondergesandten Lakhdar Brahimi vermittelte Waffenruhe offiziell zum Beginn des Opferfestes am Freitag, allerdings waren bis zum Ende des Tages laut Aktivisten nach Kämpfen mehr als 150 Todesopfer zu beklagen. Am Samstag kamen mehr als 120 weitere Opfer hinzu.

Bei neu aufgeflammten Kämpfen hätten Regierungstruppen am Sonntag die östlichen Damaszener Stadtteile Arbin, Harasta und Samalka beschossen, berichtete die in London ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Laut den örtlichen Koordinationskomitees kamen dabei acht Menschen ums Leben. Die beiden Aktivistengruppen meldeten auch Luftangriffe aus der Gegend.

Rebellen melden Bodengewinne in Damaskus

Im Damaszener Vorort Duma hätten Rebelleneinheiten im Kampf gegen Regierungstruppen drei Stellungen erobert, darunter einen von Scharfschützen der Regierung genutzten Hochhausrohbau. Zu Gefechten kam es auch in der Nähe der kürzlich von den Rebellen eroberten Ortschaft Maaret al Numan. Brahimi hat sich bisher nicht dazu geäußert, wie er mit seinen Vermittlungsbemühungen nach Ablauf des - offensichtlich brüchigen - Waffenstillstands am (morgigen) Montag fortfahren will. Aktivisten sprechen von mehr als 35.000 Toten seit Beginn der Aufstände im März 2011.

Das syrische Staatsfernsehen berichtete unterdessen, Rebellen hätten in der seit langem umkämpften Stadt Deir el Sur eine Autobombe vor einer syrisch-orthodoxen Kirche gezündet. Nach unbestätigten Behördenangaben sei die Kirche beschädigt worden, es habe aber keine Toten gegeben.

In Aleppo kam es in der Nacht von Freitag auf Samstag zu stundenlangen Kämpfen zwischen Rebellengruppen und Kurden. Zuvor hatten die Aufständischen gemeldet, sie seien erstmals in das von Kurden und Christen bewohnte Stadtviertel Aschrafie vorgedrungen. Damit verletzten sie jedoch laut dem Vorsitzenden der Kurdischen Jekiti Partei, Mohieddine Scheich Ali, eine Vereinbarung. Diese sah vor, die Viertel der kurdischen Minderheit nicht in die Kämpfe zu verwickeln. Bei darauf folgenden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen kamen nach Angaben der Beobachtungsstelle mindestens 19 Rebellen ums Leben, Kurden berichteten von zehn Toten auf ihrer Seite. Die Angaben ließen sich jedoch nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Der Irak ordnete unterdessen für ein iranisches Flugzeug mit Ziel Syrien eine Zwangslandung in Bagdad an. Die Maschine sei durchsucht worden, um sicher zugehen, dass keine Waffen an Bord seien, sagte der Leiter der irakischen Zivilluftfahrtbehörde, Nassir Bandar am Sonntag. Die Experten hätten bei der Inspektion vom Vortag allerdings nur Medikamente und Lebensmittel vorgefunden. Dem Flugzeug sei daraufhin die Weiterreise gewährt worden.

(APD)
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