Nach Ermordung von US-Bürger Sorge um Irak-Geiseln wächst

Bagdad/Washington (rpo). 40 Ausländer befinden sich derzeit im Irak in Geiselhaft. Die Sorge über deren Schicksal wächst nun, nachdem die Leiche des 54-jährigen US-Friedensaktivisten Tom Fox gefunden wurde. Nach mehrtägiger Pause wurde in Bagdad der Prozess gegen Ex-Diktator Saddam Hussein fortgesetzt.

Regierungsvertreter Kanadas und Großbritanniens besorgt über das Schicksal von drei zusammen mit Fox entführten Aktivisten. Die USA forderten die Freilassung aller im Irak Entführten, darunter auch die beiden Deutschen René Bräunlich und Thomas Nitzschke. In Bagdad wurde der Prozess gegen den ehemaligen Machthaber Saddam Hussein fortgesetzt. Staatsanwalt Dschaafar Mussawi forderte eine rasche Vollstreckung möglicher Todesurteile.

Die Leiche des US-Friedensaktivisten wurde nach Angaben des US-Innenministeriums am Donnerstag in eine Decke eingewickelt auf einem Müllabladeplatz im Westen Bagdads gefunden.

Die Leiche habe Spuren von Schlägen auf den Rücken getragen; die Hände seien hinter dem Rücken gefesselt gewesen, sagte ein Ministeriumsmitarbeiter. Der aus dem US-Bundesstaat Virginia stammende zweifache Familienvater war vor vier Monaten mit drei weiteren Aktivisten des Christian Peacemaker Teams (CPT) im Irak entführt worden.

Über das Schicksal der drei anderen herrscht Unklarheit. Der Brite Norman Kember sowie die Kanadier James Loney und Harmeet Sooden tauchten zuletzt auf einem Videoband auf, dass am 7. März vom arabischen Fernsehsender El Dschasira ausgestrahlt wurde.

Eine Gruppe namens "Brigaden des Schwerts der Gerechtigkeit" hatte mit der Ermordung der Geiseln gedroht, falls nicht alle inhaftierten Iraker freigelassen würden. Im Irak sind derzeit 40 Ausländer in Geiselhaft oder vermisst. Auch die Ende Januar im nordirakischen Baidschi verschleppten Deutschen Bräunlich und Nitschke gehören dazu.

Prozess gegen Saddam fortgesetzt

Nach elftägiger Pause wurde in Bagdad der Prozess gegen Saddam Hussein und sieben ehemalige Vertraute fortgesetzt. Die Angeklagten sollten der Reihe nach zu dem Massaker in dem schiitischen Dorf Dudschail im Jahr 1982 Stellung nehmen. Als erste sagten der führende Vertreter von Saddam Husseins inzwischen verbotener Baath-Partei in Dudschail, Mescher el Ruwaid, und sein Vater Abdullah aus.

Ruwaid wies alle Vorwürfe gegen ihn zurück. "Ich bin ein einfacher Bürger", betonte er. Die Anklagen gegen ihn stammten von seinen Feinden. Ruwaid und seinem Vater, dem ehemaligen Bürgermeister des Dorfes, wird vorgeworfen, auf einer Liste zahlreiche Einwohner denunziert zu haben, von denen viele später hingerichtet wurden.

Den Angeklagten wird die Tötung von knapp 150 Einwohnern des Dorfes nach einem gescheiterten Attentat auf Saddam Hussein vorgeworfen. Staatsanwalt Dschaafar Mussawi bekräftigte vor der Verhandlung die rasche Vollstreckung möglicher Todesurteile. Die Strafe müsse innerhalb von 30 Tagen nach Bestätigung durch das Berufungsgericht vollstreckt werden, sagte er dem Fernsehsender "El Irakija". Die anderen Prozesse würden ohne die Hingerichteten fortgesetzt.

Bei mehreren Anschlägen und Angriffen wurden am Sonntag in Bagdad und Umgebung mindestens 15 Menschen getötet und 30 weitere verletzt. Nach Angaben des irakischen Innenministeriums wurden bei einem Bombenanschlag auf eine US-Militärpatrouille nahe dem Flughafen von Bagdad sechs Iraker getötet und 13 weitere verletzt.

Beim Einschlag einer Mörsergranate in einem Haus im Stadtzentrum wurden zwei Zivilisten getötet. In Dulujah, 75 Kilometer nördlich von Bagdad, wurden zwei Männer von unbekannten Angreifern erschossen. Im 30 Kilometer südlich der Hauptstadt gelegenen Mahmudija wurde ein lokaler Polizeichef von Unbekannten erschossen.

(afp2)
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