Moldau Nuklearschmuggler sollen IS Nuklearmaterial angeboten haben

Chisinau · Schlimmste Befürchtungen sind offenbar wahr geworden: Auf einem blühenden Schwarzmarkt in Osteuropa ist Extremistengruppen wie der Terrormiliz Islamischer Staat radioaktives Material angeboten worden.

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Foto: ddp

Laut Ermittlungen der Nachrichtenagentur AP sollen Banden mit Verbindungen nach Russland das System in Moldau betreiben, um Nuklearschmuggler und Käufer von Gruppierungen vor allem aus dem Nahen Osten zu Geschäften zusammenzubringen. Einige der Kriminellen sollen mit der Nachfolgebehörde des sowjetischen Geheimdienstes KGB verbunden sein, wie moldauische Ermittler berichteten.

Behörden, die mit dem FBI zusammenarbeiten, haben vier Versuche der Gangs unterbunden, radioaktives Material in Moldau zu verkaufen. Der jüngste Fall davon liegt erst acht Monate zurück: Bei einem versuchten Kauf im Februar bot ein Schmuggler eine große Menge hoch radioaktives Cäsium an, mit dem mehrere Wohnblöcke in einer Stadt hätten kontaminiert werden können. Er suchte dabei explizit nach einem Käufer des IS.

Der ernsthafteste Fall war demnach derjenige im Jahr 2011, als ein Mann bombenfähiges Uran an einen Sudanesen verkaufen wollte. Zuvor hatte er seinen Hass auf die USA geäußert. Die Vereinigten Staaten wurden von Schmugglern und Käufern in mehreren Fällen als mögliches Ziel betrachtet.

Erfolgreiche Razzien wurden offenbar durch auffällige Fehler untergraben: Die Hauptpersonen in dem Handel kamen davon, Festgenommene entgingen langen Haftstrafen, wodurch sie schnell in den Nuklearschmuggel zurückkehren konnten, wie die Associated Press herausfand. Die Nachrichtenagentur hatte Einblicke in Dokumente der moldauischen Polizei und Justizbehörden erhalten.

"Wir können noch mehr von diesen Fällen erwarten", sagte der Ermittler Constantin Malic, der an den Untersuchungen zu allen vier bekannten Vorfällen beteiligt war. "Solange die Schmuggler denken, dass sie großes Geld machen können, ohne geschnappt zu werden, werden sie dies tun."

Aufzeichnungen, auf Video aufgenommene Festnahmen, Bilder von bombenfähigem Material, Dokumente und Interviews zeigen, dass der Kampf gegen den Schmuggel überaus lückenhaft ist. Seit dem ersten Fall im Jahr 2010 lässt sich in allen Vorfällen ein Muster erkennen: Die Behörden ergriffen Verdächtige in frühen Stadien eines erwarteten Geschäfts und gaben den Drahtziehern so die Gelegenheit zur Flucht mitsamt ihrer nukleare Ware.

Ob es Extremistengruppen geglückt ist, radioaktives Material zu kaufen, können die Ermittler nicht eindeutig ausschließen. Der IS hat seine Ambitionen klargemacht, Massenvernichtungswaffen einsetzen zu wollen.

(ap)
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