Linksextremistischer Hintergrund vermutet Mehrere Festnahmen nach Anschlägen in Türkei

Istanbul (rpo). Der Bombenanschlag in Istanbul geht vermutlich auf das Konto linksextremistischer Täter. Nach dem Angriff auf einen Bus, bei dem am Donnerstag vier Menschen getötet und 14 weitere verletzt wurden, hat die Polizei mehrere Verdächtige festgenommen.

Explosionen in Istanbul
21 Bilder

Explosionen in Istanbul

21 Bilder
Foto: AP

Die Detonation ereignete sich nur wenige Kilometer von dem Tagungsort entfernt, wo Anfang kommender Woche der NATO-Gipfel stattfinden soll. Zwei Männer seien nach Hinweisen aus der Bevölkerung im Stadtteil Beyazit festgenommen worden, in dem der Bus gestartet war, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Eine Frau sei in einem nahegelegenen Wohnviertel gefasst worden.

Urheber der Anschläge in Istanbul und Ankara, bei denen am Donnerstag vier Menschen getötet und mindestens 18 weitere verletzt wurden, seien möglicherweise zwei linksextremistische Gruppen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag. Bei der Attentäterin, die in einem Stadtbus von Istanbul einen Sprengsatz zur Explosion brachte, handle es sich offenbar um ein Mitglied der Revolutionären Volksbefreiungsfront (DHKP-C).

Die Behörden gingen davon aus, dass die Bombe versehentlich in dem Bus detonierte und eigentlich ein anderes Ziel hätte treffen sollen. In Istanbul findet ab Montag der NATO-Gipfel statt. Denn der Sprengsatz explodierte nach Polizeiangaben acht Kilometer vom Konferenzort entfernt in einem Wohnviertel.

Ein Apotheker am Ort des Anschlags sagte, er habe eine gewaltige Explosion gehört. "Die Leute im Bus waren in Panik. Sie versuchten zu entkommen, und der Fahrer versuchte verzweifelt, die Tür zu öffnen."

Am Morgen war schon eine kleinere Bombe vor einem Hotel in Ankara hoch gegangen, in dem US-Präsident George W. Bush vor dem NATO-Gipfel am Wochenende übernachten wollte. Dabei wurden drei Menschen verletzt, unter ihnen zwei Polizisten. Diese gingen einem anonymen Hinweis auf den Sprengsatz nach. Die Bombe explodierte etwa 75 Meter vom Hoteleingang entfernt, mehrere Fensterscheiben gingen zu Bruch. Zu diesem Anschlag bekannte sich nach Informationen des Fernsehsenders NTV die marxistische Gruppe MLKP-FESK.

Bush am Samstag in Ankara

Bush wird am Samstagabend in Ankara erwartet. Am Sonntag sind Begegnungen mit dem türkischen Präsidenten Ahmet Necdet Sezer und mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan geplant.

Zu dem NATO-Gipfel in Istanbul werden dann auch Bundeskanzler Gerhard Schröder und die weiteren Staats- und Regierungschef des Militärbündnisses erwartet. In den vergangenen Tagen gab es in der Türkei mehrere Demonstrationen gegen die Irak-Politik der USA. Die türkischen Behörden haben vor dem Gipfel ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärft.

Im November vergangenen Jahres kamen bei Bombenanschlägen in Istanbul, die dem Umkreis der El Kaida zugeschrieben werden, mehr als 60 Menschen ums Leben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort