16 Tote nach Freitagsgebeten Das Sterben in Syrien geht weiter

Beirut · Syrische Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten am Freitag in den Städten Idleb, Daraa und Hama mindestens 16 zivile Regierungsgegner erschossen. Ungeachtet der Präsenz von Beobachtern der Arabischen Liga seien dort außerdem mehr als 40 Menschen verletzt worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Hunderttausende Menschen gingen demnach gegen die Regierung auf die Straße.

Homs - Bilder aus der Stadt des Todes
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Der in London ansässigen Beobachtungsstelle zufolge eröffneten die Sicherheitskräfte in der südsyrischen Stadt Daraa das Feuer auf eine Demonstration und töteten fünf Menschen. Weitere fünf Menschen töteten sie demnach in der nördlichen Stadt Hama. Auch in der Hauptstadt Damaskus sei auf Demonstranten geschossen worden. Dort seien überdies Menschen beim Verlassen von Moscheen festgenommen worden.

In der nordwestlichen Provinz Idleb seien mehr als 250.000 Menschen dem Protestaufruf gegen Staatschef Baschar el Assad gefolgt. Die Demonstranten hätten sich nach dem Freitagsgebet an 74 verschiedenen Orten der Provinz versammelt, darunter in der gleichnamigen Stadt Idleb, in Maaret el Noman, Chan Scheichun und Sarakeb. In Chan Scheichun und Sarakeb habe die syrische Regierung Panzer vor dem erwarteten Besuch von Beobachtern der Arabischen Liga abgezogen. Allein in der Stadt Idleb habe es 25 Verletzte gegeben, als die Sicherheitskräfte das Feuer eröffneten, um das Vorrücken von Demonstranten auf einen Platz zu verhindern, nachdem arabische Beobachter diesen verlassen hatten.

Nagelbomben und Granaten gegen Demonstranten

Bei Protesten zehntausender Menschen nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus kam es der Beobachtungsstelle zufolge zu gewaltsamen Zusammenstößen. Die Sicherheitskräfte hätten in der Stadt Duma nördlich von Damaskus neben Tränengas und Blendgranaten auch Nagelbomben eingesetzt, um die Demonstranten auseinanderzutreiben, hieß es. Mindestens 24 Menschen seien dabei verletzt worden.

In Duma seien zwischen 60.000 und 70.000 Menschen zum Rathaus der Stadt gezogen. Für die Angaben der Beobachtungsstelle gab es keine unabhängige Bestätigung.
Die US-Regierung bezeichnete die Präsenz der Beobachtermission der Arabischen Liga als hilfreich für den Schutz der Protestbewegung. US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland äußerte aber zugleich Sorge über die andauernde Gewalt. Sie verwies jedoch auch darauf, dass auf dem Videoportal YouTube "großartige Aufnahmen einer Kundgebung für Demokratie" in Idleb zu sehen seien, während die Kontrolleure am Donnerstag dort waren. Dies zeige, dass ihre Gegenwart einen gewissen Raum für öffentliche Meinungsäußerung geschaffen habe.

Nuland forderte die syrische Führung auf, das Abkommen mit der Arabischen Liga vollständig umsetzen. Damaskus hatte nach langem Zögern zugestimmt, Beobachter ins Land zu lassen, die Armee aus den Städten abzuziehen und Gefangene freizulassen. Russland äußerte sich zufrieden über den Beginn der Beobachtermission der Arabischen Liga.

Das Außenministerium in Moskau erklärte, laut dem Chef der Mission, dem sudanesischen General Mohammed Ahmed Mustafa el Dabi, sei die Lage in der Protesthochburg Homs nicht Besorgnis erregend, und es habe keinen Bericht über einen Konflikt gegeben. Der sudanesische General ist allerdings umstritten. Er war früher hochrangiger Mitarbeiter des militärischen Geheimdienstes und gilt als Vertrauter des wegen Kriegsverbrechen in Darfur gesuchten sudanesischen Präsidenten Omar el Baschir.

(APD)
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