Holsteiner Kuh in Malpleton auffälligErster BSE-Verdachtsfall in den USA
Washington (rpo). In den USA wurde jetzt der erste BSE-Verdachtsfall bekannt. Sollte sich dieser bestätigen, könnte dies verheerende Folgen für die amerikanische Rindfleischindustrie haben. Erste Einfuhrverbote wurden bereits verhängt. Die EU importiert seit Jahren schon nur wenig US-Rindfleisch.Wie US-Landwirtschaftsministerin Ann Veneman am Dienstag vor Journalisten mitteilte, wurde eine mutmaßlich an BSE erkrankte Holsteiner Kuh am 9. Dezember auf einem Bauernhof in Mapleton im Bundesstaat Washington entdeckt. Sollte sich der Verdacht bei weiteren Tests bestätigen, könnte das verheerende Auswirkungen für die amerikanische Rindfleisch-Industrie haben. Japan, Südkorea, Singapur, Taiwan und Malaysia verhängten bereits vorläufige Einfuhrverbote; Kanada will dagegen das Ergebnis weiterer Tests abwarten, bevor es Maßnahmen ergreift.Die Europäische Union will ihre Importbeschränkungen nicht weiter verschärfen. Die EU habe die USA bereits seit der BSE-Krise in Großbritannien 1996 als "Risikoland" eingestuft, sagte eine Sprecherin der Europäischen Kommission am Mittwoch in Brüssel. Deshalb sei der Import schon seit Jahren stark eingeschränkt. Die Hormonbelastung amerikanischen Rindfleisches sei ein weiterer Grund für die schon jetzt scharf gefassten Bestimmungen. Die EU führe keine großen Mengen Rindfleisch aus den USA ein, betonte die Sprecherin. Europa werde die weitere Entwicklung jedoch genau beobachten. Die US-Ministerin Veneman hatte nach eigenen Angaben selbst erst am Dienstag von einem Labor in Iowa erste Testergebnisse erhalten. Doch wollte sie weitere Untersuchungen in britischen Labors nicht abwarten, um die Öffentlichkeit zu informieren. Es seien sofort Notmaßnahmen eingeleitet worden: Der Bauernhof sei sofort unter Quarantäne gestellt worden, alle Handelspartner der USA und weitere mit der Seuche befassten Organisationen würden informiert. Teile schon weiterverarbeitet?Unterdessen versuchten Ermittler herauszufinden, ob Teile der erkrankten Kuh bereits weiterverarbeitet wurden. Vertreter des Landwirtschaftsministeriums gehen davon aus, dass das Fleisch vom Schlachthaus zu mindestens zwei weiteren verarbeitenden Betrieben geliefert wurde. Doch habe es sich dabei nicht um potenziell gefährliche Teile - wie etwa Hirn oder Rückenmark - gehandelt. Auch Veneman betonte, sie sehe derzeit keinen Anlass für die Verbraucher, ihre Essgewohnheiten zu ändern: „Für das Weihnachtsmenü habe ich selbst Rindfleisch eingeplant“. Das Risiko einer Ansteckung sei minimal. Wie sie weiter berichtete, informierte ihr Ministerium vorsorglich den Minister für Innere Sicherheit, Tom Ridge, über den Vorfall. Nach den bisherigen Erkenntnissen lasse sich jedoch ein „terroristischer Hintergrund“ ausschließen. Im vergangenen Mai war in der westkanadischen Provinz Alberta der erste Fall von Rinderwahnsinn in Nordamerika aufgetreten. Als eine Reaktion darauf war der Aktienkurs der Fast-Food-Kette McDonald's an der Wall Street stark gefallen; die USA und Japan verhängten einen vorläufigen Einfuhrstopp, der im Fall der USA erst im Oktober wieder aufgehoben wurde. Obwohl der BSE-Verdacht am Dienstag erst nach Börsenschluss bekannt wurde, wurden bereits über die elektronische Börse Aktien der Fast-Food-Ketten McDonald's und Wendy's verkauft. Rinderzüchter bleiben gelassenDer Verband der Rinderzüchter nahm die Nachricht vom ersten Verdachtsfall in den USA zunächst gelassen auf. In einer Erklärung wies er darauf hin, dass seit 15 Jahren bereits strikte Regeln existierten, um eine Weiterverbreitung der Seuche zu verhindern. Gleichzeitig erklärte er sich zur engen Zusammenarbeit mit den Behörden bei der Untersuchung des Falls bereit. Der erste BSE-Fall wurde 1986 in Großbritannien bekannt. Doch erst zehn Jahre später räumte die britische Regierung ein, dass es einen Zusammenhang geben könnte zwischen BSE und einer Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) beim Menschen. Seitdem sind weltweit mehr als 130 Menschen an der Krankheit gestorben. Die Krankheitserreger zerfressen das Gehirn, so dass es am Ende wie ein Schwamm aussieht. Die Rinderseuche BSE hat ähnliche Symptome.