Streit um Wiederaufnahme krimineller LandsleuteSchily droht Türkei mit Folgen für EU-Beitritt
Berlin (rpo). Zur Wiederaufnahme von kriminellen Landsleuten hat Bundesinnenminister Otto Schily die Türkei mit scharfem Ton aufgefordert. Anderenfalls drohten Folgen für das geplante EU-Beitrittsverfahren. Schily sagte laut "Welt am Sonntag", wenn die Türkei in Deutschland strafrechtlich verurteilten Türken den Pass aberkenne, damit sie nicht abgeschoben werden könnten, dann könne das Land auch nicht der EU beitreten. Der SPD-Politiker fügte hinzu, dass er sich darin auch mit den Länderministern aus der Union einig sei. Die Türkei sorgt mit dieser Praxis bereits seit längerem bei deutschen Innenbehörden für Unmut. Zuletzt hatte Berlins Innensenator Ehrhart Körting beklagt, dass die Behörden in Ankara 90 Männer kurz vor der Ausweisung aus Deutschland aus der türkischen Staatsbürgerschaft entlassen und damit eine Abschiebung verhindert habe. Der Bremer Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) und Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) pflichtet Schily laut der gleichen Zeitung bei. Schilys Ministerium betonte laut "Welt am Sonntag", dass die Türkei nach deutscher Rechtsauffassung völkerrechtlich verpflichtet sei, ehemalige Staatsangehörige zurückzunehmen. Der Minister habe bereits bei einem Besuch in Ankara im Frühjahr deutlich gemacht, dass die Bundesrepublik weiterhin auf einer Rücknahme ausgebürgerter ehemaliger türkischer Staatsangehöriger besteht. "In konkreten Einzelfällen wird die Türkei per Verbalnote zur Rücknahme aufgefordert. Auch in Zukunft wird dieses Thema bei bilateralen Gesprächen und Konsultationen auf der Tagesordnung bleiben". Auch auf EU-Ebene gebe es Verhandlungsbemühungen, hieß es demnach. Die EU-Kommission will Ende 2004 eine Entscheidung über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen treffen.