Studie zu Schwefelemissionen Luftverschmutzung bremst Klimaerwärmung

Düsseldorf (RPO). Chinas rasantes Industriewachstum ist laut einer Studie für die Verlangsamung der Erderwärmung im vergangenen Jahrzehnt verantwortlich. Grund dafür die gestiegenen Schwefelemissionen. Die rasant wachsende Industrie verfeuerte immer mehr Kohle.

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Foto: AP

Zwar war das Jahrzehnt von 2000 bis 2009 eines der wärmsten der Geschichte, doch der Temperaturanstieg verlangsamte sich. Eine am Montag veröffentlichte Studie macht die durch China gestiegenen Emissionen dafür verantwortlich.

"Die menschlichen Aktivitäten machen zwei Sachen: Sie kühlen den Planeten, und sie erwärmen den Planeten", erklärt Robert K. Kaufmann von der Boston University. Der Wissenschaftler ist der Hauptautor der in der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Science" veröffentlichten Studie. "Normalerweise achten die Menschen nur auf den erwärmenden Effekt von Kohlendioxid. Während des chinesischen Wirtschaftsaufschwungs stieg aber der Schwefelausstoß immens an". Und das habe einen kühlenden Effekt, sagt Kaufmann.

Zwischen 2003 und 2007 habe die gestiegene Nachfrage aus China den weltweiten Kohleverbrauch um 26 Prozent in die Höhe getrieben, so der Wissenschaftler. Das entspreche in etwa dem weltweiten Zuwachs des Kohleverbrauchs in den vorangegangenen 22 Jahren. "Was also 22 Jahre dauerte, brauchte jetzt nur vier Jahre, und das Ausgangsniveau war höher", sagt er.

Kohlendioxid länger in der Luft als Schwefelpartikel

Da China die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit seiner Bürger erkannt habe, würden Anlagen zur Reduzierung der Schwefelemissionen installiert, sagt Kaufmann. Während Kohlendioxid aber lange in der Atmosphäre bleibe, falle Schwefel schnell wieder aus. So werde der wärmende Effekt des Kohlendioxids wieder spürbar, sagt er. Die US-Behörden NASA und die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) führen 2010 als das heißeste Jahr in der Geschichte. Für das Haley Center des britischen Meteorologischen Büros war es nach 1998 das bislang zweitwärmste Jahr.

Die kühlenden Eigenschaften von Schwefelverbindungen in der Luft wollen einige Wissenschaftler zur Verlangsamung des Klimawandels nutzen, da sie die Wolkenbildung fördern und Sonnenlicht ins All reflektieren. Allerdings zeigten bereits erste Untersuchungen, dass dies keine gute Lösung wäre.

Schwefelverbindungen würden Ozonschicht schädigen

Bei der notwendigen Konzentration solcher Stoffe würde die Ozonschicht über der Arktis laut einer Untersuchung von Simone Tilmes vom National Center for Atmospheric Research in Boulder im US-Staat Colorado zerstört und die Erholung der Ozonschicht über der Antarktis um mindestens 70 Jahre verzögert. "Auch wenn der Klimawandel eine große Bedrohung ist, muss noch weiter geforscht werden, bevor die Gesellschaft versuchen kann, das Problem durch weltweites Geo-Engineering zu lösen", erklärt Tilmes.

Seit mit Beginn der Industriellen Revolution der Ausstoß von Treibhausgasen anstieg, sind auch die Temperaturen weltweit gestiegen. Während dieser Zeit habe es jedoch immer wieder Phasen gegeben, in denen sich der Anstieg verlangsamte, sagt Kaufmann. Das sei beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall gewesen, als infolge des Industriewachstums in verschiedenen Teilen der Welt der Schwefelausstoß in die Höhe schoss.

Klimaforscher und Umweltschützer befürchten, dass die steigenden Temperaturen weltweit Probleme verursachen könnten - von Dürren in einigen Weltgegenden bis hin zur Ausbreitung von tropischen Krankheiten und steigenden Meeresspiegeln.

(apd/felt)
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