Petersberger Klimadialog eröffnet Merkel kämpft für ein neues Klimaabkommen

Berlin (RPO). Nach dem Desaster von Kopenhagen, geht es im internationalen Klimaschutz nur noch im winzgen Schritten vorwärts. Dennoch hofft Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Eckpunkte für ein weltweites Abkommen noch vor Ende 2012. Den Rahmen dafür soll zunächst der Petersberger Klimadialog liefern.

 Kanzlerin Merkel bemüht sich beim Petersberger Klimadialog im Austausch mit internationalen Delegierten um Fortschritte im Klimaschutz.

Kanzlerin Merkel bemüht sich beim Petersberger Klimadialog im Austausch mit internationalen Delegierten um Fortschritte im Klimaschutz.

Foto: REUTERS POOL, AP

Wenn die erste Phase des Kyoto-Protokolls auslaufe, müsse klar sein, wie es weiter gehe, sagte die Kanzlerin am Sonntag bei einer internationalen Klimakonferenz in Berlin. Einen ratifizierten Vertrag werde es allerdings noch nicht geben.

"Die genaue Antwort habe ich nicht", räumte Merkel beim sogenannten Petersberger Klimadialog ein. Sie nannte aber als Beispiel die Festlegung exakter langfristiger Ziele und verwies auf die Vereinbarung, die globale Temperatur nicht stärker als zwei Grad steigen zu lassen. Daraus folge als Richtwert, dass der Ausstoß von Klimagasen weltweit langfristig nicht höher als zwei Tonnen pro Kopf und Jahr liegen dürfe. Derzeit verursacht jeder Deutsche etwa zehn Tonnen pro Jahr, jeder US-Bürger sogar 20 Tonnen. "Alle haben hier eine riesige Aufgabe", sagte Merkel.

Röttgen lobt vertrauensvolle Atmosphäre

Der zweite "Petersberger Klimadialog" mit 35 Staaten in Berlin war am Vormittag von Umweltminister Norbert Röttgen eröffnet worden. Geladen waren Klimaunterhändler aus Schlüsselstaaten wie den USA und China, aber auch aus Entwicklungsländern und den Golfstaaten. Das Treffen, das noch bis (zum morgigen) Montag dauert, dient der Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban ab Ende November.

Röttgen sagte nach der ersten Gesprächsrunde, die Atmosphäre sei von Vertrauen geprägt und undogmatisch. Teilnehmer hätten deutlich gemacht, dass für Durban ein "Paket von Entscheidungen" möglich sei. Daran müssten sich alle Länder - ob arm oder reich - beteiligen. "Alle müssen ihren Beitrag leisten", sagte der CDU-Politiker.

Auch Röttgen stellte aber klar, dass ein einheitliches, alle Länder umfassendes Klimaabkommen derzeit nicht realistisch sei. Vielmehr gehe es jetzt darum, das mit dem Kyoto-Protokoll angelegte System für den Klimaschutz mit verbindlichen Regeln und Verpflichtungen schrittweise auch auf andere Länder auszudehnen.

"Elefant im Raum"

Die südafrikanische Außenministerin Maite Nkoane-Mashabane sagte, es gehe bei der anstehenden UN-Konferenz in ihrem Heimatland darum, das brüchige Vertrauen zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern zu festigen. Dazu müssten die Beschlüsse von der Klimakonferenz von Cancún 2010 umgesetzt werden. Die Zukunft des Kyoto-Protokolls bezeichnete sie als "Elefant im Raum". "Die Teilnehmer können dem Thema nicht länger ausweichen", sagte die Ministerin.

Das Kyoto-Protokoll von 1997 ist bislang einzige rechtsverbindliche Klimaabkommen. Die Verpflichtungen laufen Ende 2012 aus. Es gilt nur für die Industriestaaten, und die USA haben sich nicht beteiligt. Die Entwicklungsländer setzen auf eine Fortschreibung des Kyoto-Protokolls. Deutschland argumentiert dagegen, ohne die USA und China sei der Klimawandel nicht zu stoppen. Beide Supermächte verursachten zusammen rund 45 Prozent der weltweiten Klimagasemissionen, sagte Röttgen.

Greenpeace mahnt

Am Veranstaltungsort mahnten Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace rasches Handeln an. Merkel müsse ihr diplomatisches Geschick einsetzen, die Klimaverhandlungen in der Europäischen Union und in den Vereinten Nationen zum Erfolg zu führen. Ende 2009 waren auf dem Weltklimagipfel von Kopenhagen die Bemühungen um ein umfassendes weltweites Abkommen gescheitert.

Wissenschaftler betonen, nach derzeitigen Stand sei das Zwei-Grad-Ziel nicht zu erreichen, weil weiter keine radikale Reduzierung der Klimagase in Sicht ist. Derzeit steuere die Weltgemeinschaft auf drei bis vier Grad Erwärmung zu. Die Folge wären dramatische Dürren, Stürme, Fluten und ein Anstieg des Meeresspiegels.

(apd/pst)
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