Geheimnisse der Antike Forscher brauen Bier aus 5000 Jahre alter Hefe

Jerusalem · Wie hat wohl das Bier vor 5000 Jahren geschmeckt? Der Antwort auf diese Frage sind Forscher einen riesigen Schritt näher gekommen. Sie haben Hefereste aus der Antike zum Leben erweckt und Alkohol damit gebraut.

Aren Maeir, Professor der Bar-Ilan-Uni, gießt Bier aus einem Gefäß aus Keramik, das mit 5000 Jahre alten Hefekolonien aus antiken Gefäßen gebraut wurde.

Aren Maeir, Professor der Bar-Ilan-Uni, gießt Bier aus einem Gefäß aus Keramik, das mit 5000 Jahre alten Hefekolonien aus antiken Gefäßen gebraut wurde.

Foto: dpa/Robert Messer

Mikrobiologen und Archäologen können in Israel mit ihrem neuesten Forschungsprojekt anstoßen: Bier und Honigwein aus antiker Hefe. Diese stammt aus bis zu 5000 Jahre alten Scherben von Tongefäßen, die Archäologen in Überresten von Siedlungen der alten Ägypter, Philister und Judäer ausgegraben haben. In den mikroskopisch kleinen Poren der Scherben waren Hefekolonien verborgen, die Experten der Altertumsbehörde und von vier Universitäten jetzt wieder zum Leben erweckt haben.

Bier aus „auferstandener“ Hefe sei für die Experimentalarchäologie ein wichtiger Schritt, betonen die Wissenschaftler. Diese versucht durch Rekonstruktionen den Geschmack der Antike besser zu verstehen.

Der Archäologe Aren Maeir von der Bar-Ilan-Universität vergleicht den Wiederbelebungsversuch mit dem Plot aus dem Science-Fiction-Abenteuer „Jurassic Park“, in dem Forscher Saurier neu geschaffen haben. Es gebe nur einen Unterschied, sagte Maeir, als er das Bier am Mittwoch Journalisten kredenzt: „In "Jurassic Park" verspeisen die Dinosaurier die Wissenschaftler. Hier trinken die Journalisten die Dinosaurier.“

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Bier war im Mesopotamien und Ägypten des Altertums ein Grundnahrungsmittel. Altägyptische Texte berichten von verschiedenen Brauarten wie „Eisenbier“, „Freundesbier“ und „Bier des Beschützers“.

Bislang haben Forscher antike Biere nachgebraut, indem sie alte Rezepte verwendeten und Bierrückstände auf antiken Gefäßscherben analysierten. Das israelische Forscherteam betont dagegen, es habe eine originale Zutat verwendet: neu zum Leben erweckte Hefe.

Die sichergestellten Hefekolonien stammen aus fast zwei Dutzend Keramikgefäßen, die in ganz Israel entdeckt wurden, unter anderem in Tel Aviv, in einem Palast aus der Perserzeit in Jerusalem und in einer 5000 Jahre alten ägyptischen Brauerei nahe der Grenze zum Gazastreifen.

„Was wir herausgefunden haben ist, dass Hefe tatsächlich für eine sehr, sehr lange Zeit ohne Nahrung überleben kann“, sagt der Mikrobiologe Michael Klutstein von der Hebräischen Universität. „Heutzutage sind wir in der Lage, all die lebenden Organismen zu retten, die in den Nanoporen leben, und sie wiederzubeleben und ihre Eigenschaften zu untersuchen.“

Erbgutuntersuchungen an der Hefe ergaben, dass sie sich stark von den heute gebräuchlichen Sorten unterscheidet. Aber sie ähnelt der Hefe in traditionellem simbabwischen Bier und äthiopischem Tej - einer Art Honigwein.

Um den Geschmack ihrer Hefe verkosten zu können, haben die Forscher eine Jerusalemer Privatbrauerei eingeschaltet. Die braute Met mit Hefe, die aus einem 2400 Jahre alten Gefäß mit Honigwein stammt, das in einem Palast nahe Jerusalem ausgegraben wurde. Der jetzt gebraute Met perlt wie Champagner und hat einen trockenen Geschmack mit einem Hauch von grünem Apfel.

Das Bier ist trotz der antiken Hefe im Grunde ein modernes Ale mit Zutaten wie Hopfen, den es im Nahen Osten des Altertums nicht gab. Doch für den Geschmack sei die Hefe entscheidend, versichert Schmuel Naky vom Jerusalem Beer Center. Das Gebräu ist karamellfarben, duftet eindeutig kurios und wird von dickem weißen Schaum gekrönt. Den Geschmack beschreibt Naky als würzig, leicht fruchtig und mit sehr komplexem Aroma.

Für Maeir eröffnet das Brauexperiment ganz neue Möglichkeiten. Möglicherweise hätten „auch andere Mikroorganismen überlebt“. Womöglich könne man „Nahrungsmittel wie Käse, Wein und Essiggurken identifizieren“, sagt er.

Doch als nächstes sollen die antiken Hefen erst einmal für antike Braurezepte verwendet werden, um dem Biergeschmack des Altertums noch näher zu kommen.

(felt/dpa)
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