Nervenkrieg um die philippinischen Geiseln Hoffen auf neue Gespräche

Manila/Jolo (dpa. Im Nervenkrieg um die zu den Südphilippinen verschleppten 21 Geiseln konzentrieren sich die Hoffnungen nun auf die für diesen Mittwoch geplante zweite Verhandlungsrunde mit den Kidnappern. Für diesen Tag ist die Rückreise von Chefunterhändler Roberto Aventajado von Beratungen mit dem philippinischen Präsidenten Joseph Estrada zu der südlichen Insel Jolo vorgesehen. Am Dienstag diskutierten die Kidnapper noch immer, wie sie auf die ersten Verhandlungen reagieren sollten, die am Samstag stattgefunden hatten.

"Ihre Beratungen gehen weiter, und wir warten noch immer auf eine schriftliche Reaktion", sagte Unterhändler Ghazali Ibrahim der dpa am Dienstag. Nach Angaben aus Kreisen der Rebellen der militanten Abu Sayyaf-Guerilla stehen die Entführer auch in ständigem Kontakt mit einer Gruppe islamischer Gelehrter.

Der Anführer der Kidnapper, Ghalib Andang alias Commander Robot, hatte vor Journalisten die Forderung nach einem eigenen islamischen Staat im Süden der Philippinen bekräftigt. Die Moslemrebellen seien unzufrieden mit dem gegenwärtigen Autonomie-Status eines Teils der islamisch geprägten Mindanao-Region. Ihr Ziel sei Unabhängigkeit, sagte Andang. Gleichzeitig betonte er die Bereitschaft, die Geiselkrise durch Gespräche mit der Regierung zu lösen.

Bei der ersten Verhandlungsrunde am Samstag hatte Chefvermittler Aventajado die Forderung der Rebellen nach einem eigenen islamischen Staat auf den Philippinen zurückgewiesen. "Föderalismus würde Änderungen in der Verfassung erfordern", sagte er. "Ein existierender Mechanismus ist Autonomie. Das ist es, was wir jetzt zur Lösung der Geiselkrise anbieten können", erklärte Aventajado in Manila. Autonomie sei ein "erster Schritt". Wenn es später an der Zeit für eine föderale Lösung sei, könne man auch dies anbieten.

Die Guerillas hatten daneben ein Verbot der Großfischerei in der Sulu-See und eine Untersuchung angeblicher Gräueltaten gegen philippinische Moslems in der malaysischen Provinz Sabah verlangt. Nach Gesprächen mit dem malaysischen Botschafter auf den Philippinen und dem philippinischen Außenminister hatte Aventajado erklärt: "Wir drei waren uns einig, dass wir Möglichkeiten untersuchen müssen, das Wohlergehen der Philippiner in Sabah zu schützen."

Neben drei Mitgliedern der Göttinger Familie Wallert waren vor mehr als fünf Wochen auch zwei Franzosen, zwei Finnen, zwei Südafrikaner, zwei Philippiner, eine Libanesin und neun Malaysier von der malaysischen Taucherinsel Sipadan auf die südphilippinische Insel Jolo verschleppt worden. Sie werden derzeit in drei selbst gebauten Zelten tief im Dschungel des Eilands festgehalten.

(RPO Archiv)
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